Der Klimawandel, kurz erklärt.

 

In den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde vielen Menschen erstmals klar, daß die Wachstumsressourcen des Planeten endlich sind, und das der bedenkenlose Raubbau an der Natur früher oder später zu Problemen führen wird. Die Umweltbewegung war geboren.

Obwohl die Bewahrung der Umwelt ein per definitionem konservatives Projekt ist, verortete sich die Umweltbewegung bald auf der linken Seite des politischen Spektrums und verbündete sich mit der ähnlich motivierten Anti-Atomkraft-Bewegung sowie der Friedensbewegung. Nicht ganz unzutreffend, stellen wir uns als den typischen Vertreter dieser Bewegungen den Hippie vor.

In den 80ger und 90ger Jahren schaffte es die Umweltbewegung durchaus, mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Viele gut gemeinte Ideen und Leuchtturmprojekte wurden umgesetzt, wenn auch die Funktionsweisen der Gesellschaft im Ganzen unangetastet blieben: Die Hypermobilität wuchs genau so stetig an, wie Energieverbrauch, Plasteausstoß, Waldvernichtung und andere Parameter. Einmal gelang es tatsächlich, das schädliche Ozon in weltweiter Zusammenarbeit aus den Produkten zu entfernen. Dies blieb aber die Ausnahme. Die Mülltrennung wurde aufwendig umgesetzt, aber die Müllvermeidung blieb Wunschdenken. Stattdessen entwickelte sich die ToGo Kaffeekultur und die Paketbestellung. Auch der digitale Fortschritt brachte weiteren Verbrauch von Ressourcen und Energie mit sich. In den 2000er Jahren wurde deutlich, daß der Umweltschutz nicht im notwendigen Maßstab realisiert wurde, nicht annähernd, sondern daß die Plünderung des Planeten ungehindert weiterlief. Das Problem ist, daß Umweltschutz unweigerlich damit einhergeht, Verbrauch zu vermeiden: Weniger Energie, weniger Mobilität, regionaler Handel und traditionelle Wirtschaftsweisen wären gefragt. Eine Eigenheit der kapitalistischen Systeme ist aber, daß sie Wachstum benötigen, um zu funktionieren. Das heißt, das Umweltschutz im systemischen Widerspurch zum Kapitalismus steht, und angesichts der realen Zerstörungen wurde dieser Zusammenhang immer deutlicher.

Aber der Kapitalismus, auch das eine seiner Grundeigenschaften, ist innovativ. Um vom Umweltschutz abzulenken, wurde die Erzählung des Klimawandels geschaffen. Der Umweltschutz sei wichtig, hieß es jetzt, aber nicht, um die Natur zu schützen, sondern weil ansonsten das Klima immer wärmer wird. Zunehmende Stürme, Dürren und Überflutungen bestätigten die Behauptung, daß das Klima sich wandele und eben davor geschützt werden müsse. Der Zweck dieser Bedeutungsverschiebung ist eindeutig: Maßnahmen gegen den Klimawandel lassen sich kapitalistisch verwerten: Die alten Kraftwerke abschalten, um neue zu bauen, ist Geld wert. Denn auf einmal ging es nicht mehr darum, die Natur zu schützen, sondern Co2 einzusparen. Ginge es um Umweltschutz, wäre es nicht sinnvoll, in Bergwerken nach seltenen Erden zu graben, diese aufwendig um die Welt zu transportieren um damit Elektroautos oder Solarmodule herzustellen, um einen Lebensstil fortzusetzen, der eben nicht nachhaltig ist, aber es ging nicht mehr um Umweltschutz. Um 2010 herum verschwanden die Begriffe Umwelt- und Naturschutz aus den Veröffentlichungen der großen Medienhäuser, und es war nur noch vom Klimaschutz die Rede, als wären all unsere Probleme gelöst, wenn es nur gelänge, unseren Co2 Verbrauch zu reduzieren und die Erderwärmung damit zu stoppen.

 

Dies ist aus mehreren Gründen eine schlechte Idee:

Zunächst mal ist es gut, wenn das Klima sich erwärmt. Eiskappen sind in der Erdgeschichte die Ausnahme, nicht die Regel, und die letzte Jahrmillion war die mit Abstand kälteste seit der kambrischen Explosion des Lebens vor 545 Millionen Jahren. Seitdem war es immer so, daß eine Zunahme der Temperatur zu einer Zunahme der Bioaktivität des Planeten führte, während ein Rückgang der Temperatur mit Aussterbeereignissen in Verbindung steht. Die Erdathmosphäre mit Co2 aufzuheizen ist eine sinnvolle Maßnahme, um aus der ungewöhnliche Kälteperiode, in der wir uns befinden, wieder herauszukommen. Man könnte geradezu auf die Idee kommen, daß es der ökologische Zweck des Menschen ist, das nutzlos in der Erde gespeicherte Co2 wieder freizusetzen, um so das Klima wieder zu normalisieren.

Auch der Einwand, daß die Erwärmung deshalb schlimm sei, weil sie so plötzlich erfolge, im „geologischen Wimpernschlag“ ist so nicht haltbar: Vor zehntausend Jahren endete die jüngere Dryas in Europa mit einem Temperaturanstieg von 10°C in 50 Jahren, und die Effekte waren alles andere als katastrophal: Flora und Fauna explodierten förmlich, und mit ihnen begann das goldene Zeitalter des Menschen. In den folgenden Jahrtausenden waren kriegerische Ereignisse immer wieder erst die Folge von Klimaverschlechterungen (vom trojanischen Krieg über den Zusammenbruch Roms bis hin zum 30jährigen Krieg, die sich alle als Ergebnisse von Kaltzeiten deuten lassen). Es ist mehr als eindeutig, daß es uns gut geht, wenn es warm ist, und nicht so gut, wird es kälter. Den einzigen Nachteil, den wir durch eine Klimaerwärmung zu gegenwärtigen haben ist der, daß die Küstenstreifen überflutet werden. Viele der Großstädte müssten landeinwärts ziehen. Das ist alles. Die norddeutsche Tiefebene, die durch so ein Ereignis überflutet werden würde, ist eine von wenigen größeren Flächen, die so tief gelegen sind. Weitere gibt es in Bangladesh und in Louisiana, aber die meisten Küstenstreifen sind dorch relativ schmal.

Auch die Katastrophen, wie Stürme, Fluten, Dürren, sind keine Ergebnisse des Klimawandels an sich, sondern treten deshalb auf, weil der Erde die Wälder fehlen und so die Naturgewalten sich ungehemmt entfesseln können. Nicht die Stürme sind schlimm geworden, unsere Widerstandskraft hat sich verschlechtert, und zwar deutlich. Im Ahrtal hätte es keine Flutkatastrophe gegeben, wären die Flüsse nicht begradigt und wären die Hänge bewaldet.

Zu bedenken ist auch, daß Kohlendioxid ein wichtiger Energielieferant für Pflanzen ist, die davon profitieren, wenn mehr co2 in der Luft ist, so daß davon dann auch der Mensch profitiert.

 

Kurz gesagt, der Klimawandel wäre ein Segen, eine erhöhte co2 Konzentration wäre ein Segen, und um auf unserer Erde gut leben zu können, wäre es wichtig, weiträumige Flächen zu renaturieren und die Digitalisierung und Hypermobilität auf ein vernünftiges Maß herunterzufahren. Es ist nicht sinnvoll, wenn jemand 100 km zur Arbeit pendelt oder mit dem Flugzeug in den Urlaub oder zum Geschäftsessen fliegt, und es ist auch nicht sinnvoll, wenn weite Teile der Bevölkerung einen großen Teil ihrer Wachzeit im virtuellen Raum verbringen, anstatt die Natur um sie herum wahrzunehmen. Denn das ist das, wo Naturschutz beginnt: In der Wahrnehmung der Verhältnisse vor Ort und in der Bewahrung, im Ausbau und der Verschönerung der Natur, die vor Ort vorhanden ist.