Am Anfang war Gottes Atem. „Es Sei!“ Millionen Sterne sprangen aus dem Urlicht hervor. Das Universum begann. Gewaltige Lichtbälle drehten sich um sich selber, sammelten sich zu Galaxien, ordneten ihre Schwingungen aneinander.
„Es sei“. Ein Gedanke bloß, ein winziges Schwingungsbündelchen, setzte sich in Bewegung. Der Gedanke war frei, sich überallhin auszubreiten, und das tat er. Es war eine Art Leuchten, eine erhellende Kraft, und was der Gedanke auch berührte wurde ergriffen und schwang sich auf das neue Sein ein. Und so entstanden eine Milliarde Sterne in einer Sekunde oder in Jahrmillionen, was fast dasselbe war, jedenfalls sie entstanden, und als der Gedanke sich erschöpft hatte, begann die Zeit.
Aber nicht nur die Sterne entstanden mit dem Gedanken. Die Sterne sind nur eine sehr sichtbare Ausdrucksform des Gedanken, die auf materieller Ebene schwingen. Ebenso ins Leben traten feinere Schwingungen und grobere, Welten, die sich unserer Wahrnehmung entziehen. Man könnte auch sagen: Schwingungsmuster, die wir nicht zu deuten wissen. Aber wenn ich nur von 150 -400 Einheiten sehen kann, das Licht aber eigentlich von 1 bis 1 Million geht, dann weiß ich, daß ich das allermeiste nicht weiß, weil ich es nicht einmal wahrnehmen kann. Das ist gemeint mit: es entzieht sich unserer Wahrnehmung.
Aber da ist es dennoch. Es gibt, so kann man spekulieren, 9 Welten, von der die erste Gott selbst ist, die zweite repräsentiert seinen Atem, die dritte den Gedanken, die vierte das Urlicht. Die fünfte Dimension beinhaltet die Archetypen der Engel und die umfassenden Harmonien, die zusammen den geistigen Inhalt der Welt bilden. In der sechsten Dimension erst entstehen Raum und Zeit, die Sterne und die Unendlichkeit des Universums. Die siebte Dimension ist die Dimension der Seelen. In ihnen zeigt sich der eigentliche Auftrag des Urgedankens. „Sei!“, denn sie sind es, die sind, und sie sind es, in denen sich das Universum sich selbst erfährt. Die achte Dimension ist die Dimension des Lebens. Das ist unsere Welt, wie wir sie jeden Tag erleben. Die neunte Dimension ist die Materie. Sie existiert nicht aus sich heraus, sondern wird durch die Schwingungen der anderen Dimensionen in Existenz gebracht und gehalten. Hier hausen die Urkräfte, die am Ende der Zeit das Leben wieder verschlingen.
Ob das allerdings so ist, wie ich es hier beschrieben habe, das weiß ich nicht. Das alles entzieht sich meiner Wahrnehmung. Ich schreibe auf, was meine Wahrnehmung für wahr hält. Diese Theorie der neun Welten will ich hier nicht weiter benutzen, zu spekulativ ist sie. Aber ich werde von dem dreidimensionalem und dem vierdimensionalem Bewußtsein sprechen, womit gemeint ist, auf der einen Seite das diesseitig irdische Bewußtsein, daß von nichts weiß außer der Materie, und das mit dem Weltenganzen verbundene Bewußtsein, für das die Materie letztlich nur eine Funktion des Geistes ist.
Ich kann nur von mir sprechen und meinem Befindnis. Ich sitze hier an meinem Schreibtisch, es ist Hochsommer, ich bin im See geschwommen, die Nacht ist hereingebrochen und ich schreibe auf, was ich für wahr halte, oder besser: für möglich.
Schöpfung entsteht durch die Ausbreitung von Schwingung. Am Anfang der Schwingung ist ein Gedanke. Ein Gedanke ist pure Energie. Die Schwingung die entsteht zeigt sich in der Welt in den Welten, die durch ihn geschaffen werden. Jedes Lebewesen, jedes Ding, zeigt sich in dieser Welt als Schwingung und ist Ausdruck des Gedankens, der einmal die Schwingung angestoßen hat.
Vierte Dimension. Erdzeit 2020. Auf der Erde sitzt ein Mensch am Computer, schreibt. Sein materieller Körper sitzt vor dem Schreibtisch. Er sitzt auf einem Stuhl, die Füße parallel auf dem Boden, vorne auf der Kante, der Oberkörper aufgerichtet, der Kopf von der nach oben gerichteten Streckung aus nach unten schauend, auf die Tastatur. Sein Atem ist ruhig geworden, mit leichter Regelmäßigkeit strömt die Luft ein, aus der Bewegung des Bauches heraus, und wird wieder ausgestoßen von ihm. Die Seele, die Körperseele zieht sich in Trance zurück, die Geistseele formt jetzt Worte, formt jetzt den Willen, etwas zu schreiben. Die Seele sehnt sich danach, etwas mitzuteilen, was ihr sehr am Herzen liegt, sie spürt die innere Einheit der Welt und all ihrer Wesen und wünscht sich Worte um mitzuteilen, wie es denn alles ganz einfach wäre, wie sich die Welt erklären lasse und wie sie selber. Die Seele ahnt, aber sie weiß nicht. Der Geist macht sich die Gedanken, und schafft sich eine Form, in die das Auszudrückende hereinzupassen habe, er scheitert und probiert neu, er sucht nach Wegen. Er hat einen Plan. Aber ob der Plan der Richtige ist, oder zum Scheitern verurteilt, das weiß er nicht, und deshalb zweifelt er. Der Geist denkt, aber er weiß nicht. Es gibt nur eine Instanz, die Gewissheit verschaffen kann: Der Geist kennt die Stimme in ihm, die ihn in seinen besten Momenten führt und leitet. Er fragt diese Stimme um Rat, und lässt sich sagen, was er tun soll. Er richtet sich wieder auf, stellt die Füße parallel, richtet den Rücken, den Kopf, die Leiste, legt die Hände neu auf den Tisch, vor dem die sanften Finger über die Tastatur gleiten. Nur in der richtigen Ausrichtung, in der richtigen Schwingung, kann es gelingen, die Verbindung herzustellen zum idealen Selbst, vor der Idee, die aus der vierten Dimension sich hier in diesem Körper materialisiert und realisiert. Es wüsste immer, was zu tun ist, es durchschaut die Zusammenhänge, es weiß.
Mein viertdimensionales Bewußtsein ist von meinem drittdimensionalem Bewusstsein im Normalfall nicht zu verstehen, nicht wahrzunehmen. Das ist wohl mit Dimension gemeint. Physikalisch gesehen ist es so, daß die Materie als solche eine Form von Schwingung ist. Unser natürlich gewachsenes Weltbild sperrt sich dagegen und sagt, wieso? Dieser Tisch ist doch Materie! Hier, ich kann ihn anfassen! Aber dann besteht dieser Tisch aus Atomen, die in etwa so aufgebaut sind wie das Universum, mit einigen Photonen und Elektronen, die da wie so Sterne umherschwimmen. Umherschwingen, denn dadurch, daß sich diese Teile schwingen und bewegen, erhält das Atom erst seine nach außen scheinbar feste Form. Und wenn wir uns jetzt mal so ein Photon anscheuen, und feststellen wollen, was das denn an und für sich für ein Ding sei, dann stellen wir fest, daß das Photon in sich eigentlich wieder so etwas ist wie ein Universum, mit einer riesigen Menge an nichts und einigen winzigen schwingenden Teilchen, die sich Strings nennen. Und wie können alle diese kleinen Teilchen, die keine Teilchen sind, sondern nur Schwingung, wie können diese in Schwingung gebracht werden? Durch wieder feinere Schwingungen. Und am Anfang schuf Gott das Universum mit einem Gedanken, der seitdem das Universum durchläuft und seine Existenz bedeutet.
Der Mensch am Schreibtisch richtet sich auf. Wenn es ihm gelingt, still zu werden, den Empfindsamkeiten seiner Seelen nicht nachzuhängen, nicht den verschrobenen Wegen seines Verstandes, dann mag er eine Schwingung erhaschen aus einer höheren Welt und sich zum Sprachrohr machen derer, die alles wissen und alles verstehen, aber eben nicht auf Erden sind. Wenn das gelingt, nur wenn das gelingt, dann ist sein Schreiben wert und gut. Der Geist mag gewitzte Traktate in geschliffener Technik formulieren, die Seele Szenen, die den Menschen angehen, die ihn bunter machen, weicher, sehend. Aber die Weisheit kommt aus der höheren Welt. Und sie zeigt sich immer unvermutet, nicht in den weisen Schriften, die sich laut als solche ausposaunen, aber in den Schriften einer Evangeline Walton, einer Madeline Miller. In den gechannelten Worten einer Sangrina, in den helfenden Händen einer Deborah, einer Antje.
Die Geschichten der Götter sind im Grunde genommen Geschichten aus der vierten Dimension. Die Götter sind ideale Ausformungen unserer Selbst, sie unterliegen nicht den Beschränkungen der dritten Dimension, und sie leben aber auch nicht in ihr. Sie können gewisse Einwirkungen vornehmen, davon erzählen die Geschichten, aber meistens ziehen sie es vor, uns in Ruhe zu lassen, weil wir nicht interessant genug für sie seien. Die Schranke zwischen Göttern und Menschen ist aber viel fundamentaler, als nur der von Fähigkeiten und Größe. Die vierte Dimension versucht auf die dritte Dimension einzuwirken und in ihr sich selbst zu verwirklichen. Das Leben auf die Materie zu übertragen. In den Bedingungen der dritten Dimension. Und dieser Gedanke ist der Impuls, der unsere Welt beseelt. Niemals könnte chemische Materie, wie sie im Weltall so vorkommt, aus reiner Zufälligkeit heraus organische Verbindungen und Gene schaffen. Ein solcher Zufall läge jenseits jeder Mathematik, und wäre physikalisch unmöglich. Aber die ideelle Einwirkung der vierten Dimension erschafft das Leben, von den ersten Protozygoten an bis zu den Genen der Arten, schließlich die Sprache, das Bewusstsein. Selbstverständlich immer unter Wahrung der dreidimensionalen Naturgesetze. Keine Magie, keine Tricks. Nur Götter, die sich in uns verwirklichen, auch wenn sie immer wieder scheitern.
Die moderne Wissenschaft postuliert die sogenannte „chemische Evolution“. Damit ist gemeint, daß in der Zeit von vor 4 Milliarden Jahren auf der Erde chemische Prozesse abliefen, die schließlich in die Entstehung einfachster organischer Bausteine mündeten. Diese Schöpfung des Lebens aus der Materie klingt als Theorie erstmal plausibel, ist dennoch aber nicht mehr als das: Eine Theorie. Sie konnte weder experimentell noch rechnerisch noch paläontologisch bestätigt werden. Solange wir keine bessere Theorie haben, können wir diese Theorie nach wie vor als Arbeitshypothese verwenden, und davon ausgehen, daß es so gewesen sein könnte (der Gegenbeweis, daß es so nicht gewesen sein kann, ist natürlich genausowenig erbracht. Zwar gibt es Rechenmodelle, die nachweisen, daß aus chemischer Materie keine organische Materie entstehen kann, aber die können ihrerseits fehlerhaft sein). Eine alternative Arbeitshypothese ist, daß die Grundbausteine des organischen Lebens beispielsweise per Meteoriten auf die Erde gelangt sind. Damit wäre die Entstehung des Lebens auf der Erde erklärbar, wirft aber die Frage auf, wie denn das Leben anderswo entstanden sein könnte. Ich schlage folgende Hypothese vor: Die Evolution ist von Anfang ein Prozess, in dem die Materie sich anhand einer übergeordneten Idee organisiert. Sie ist also nicht zufällig, sondern im Gegenteil zielgerichtet. Die chemische Materie aus sich allein heraus strebt immer danach, komplexe Strukturen in einfache zu zerlegen. Instabile Zustände lösen sich auf, indem sie in einfachere Zustände überführt werden. Erst die Idee gibt der Materie die Möglichkeit, sich in komplexeren Formen zu organisieren und dort stabil zu verhalten. Man könnte auch von einer „Beseelung“ sprechen. Der Idee entspringt das Streben nach Vervollkommnung. Die Zerfallsprozesse der chemischen Materie werden in eine Struktur eingebettet, die sie auf höherem Niveau statisch halten kann. Dieser komplexeren Matrix werden durch die Idee die Prinzipien der Selbstreproduktion und damit der Fortentwicklung eingeimpft und so entstehen organische Baustoffe, die sich schließlich selbst reproduzieren.
Natürlich ist auch das nur eine Arbeitshypothese, ein brüchiger Pfad zwischen Schöpfungsglaube und Materialismus, der notdürftige Versuch, überkommene und unzweckmäßige Vorstellungen durch ein Konstrukt zu retten, das bestenfalls nicht widerlegbar ist. Aber die Materialisten müssen einsehen, daß, wenn schon alles Materie sei, dann das heißt, das auch der Geist materiell ist, und also eine Substanz hat, die zwar nicht messbar ist, die aber gleichwohl da ist.
Die folgenden zweieinhalb Milliarden Jahre, folgt man den modernen Theorien, passierte auf der Erde praktisch nichts, außer der Existenz einfachster organischer Formen. Es gab gewisse Umschwünge, der Sauerstoff kam in die Meere, später in die Luft, eine gewaltige Eiszeit ließ den Planeten fast zu Eis erstarren... Die Zahlen spiegeln dabei das Ergebnis gewisser Berechnungen wieder, anhand derer man glaubt zu verstehen, von welchen Zeiträumen wir reden. Ohne diese Ergebnisse, und noch nichtmal die Schlussfolgerungen, anzweifeln zu wollen,möchte ich aber zu bedenken geben, daß wir keine Vorstellung davon haben, was „Milliarden Jahre“ eigentlich bedeutet. Kann man davon ausgehen, daß die Zeit in sich keinen Schwankungen unterliegt und immer ganz gleichmäßig läuft? Ist ein Jahr so lang wie das andere? Wieviel kürzer ist ein Jahrhundert als hundert Jahre, wie lang war der Sommer der Jugend und wie kurz ist er heute? Gab es die Zeit überhaupt, bevor es jemanden gab, der Zeit denken konnte? Wer sich mit den offensichtlichen Antworten auf diese Fragen begnügen mag, soll das tun. Er wird nicht wissen, was mit dem spiralförmigen Verlauf der Zeit gemeint sein könnte und keinen Sinn haben für das Mysterium, das dem Wesen der Zeit zugrunde liegt.
Wir dürfen nicht vergessen, daß die Materie, von der wir reden, im Grunde eine Art Schwingung ist. Wenn wir die Eigenart der Welt untersuchen wollen, geht es daher weniger um die Substanz, eines gedachten Ist-Zustands, um die Dinge als solche, sondern es geht um die Schwingung, die ihnen zugrunde liegt. Wir müssen also nicht Dinge untersuchen, sondern Schwingungen, nicht Zustände, sondern Gesetzmäßigkeiten, nicht Form, sondern Bewegung. Wie eines zum anderen wird, nicht das eine und das andere.
Die Schwingung als solche formt sich innerhalb der Gesetze der Harmonie. Eine Schwingung (ein Seinszustand) ist dann stabil, wenn sie eingebettet ist in harmonische Zusammenhänge ihrer Umgebung. Nur ein sauberer Ton ertönt klar und hell, der mißgestimmte verschwindet bald in Knarzen und Humpeln, er steht sich selbst im Wege und verschwindet. Die Harmonie ihrerseits lädt dazu ein, sich ihr anzuschließen, so daß sie ähnliche Stimmungen in sich aufnehmen kann und sich so vervollkommnet. Die Idee zur Vervollkommnung ist es ja, die die Schwingung zunächst in die Welt setzt. Gottes Atem. Gottes Gedanke. Daraus entspringt alles.
Fassen wir also zusammen bis hierher: Am Anfang war der logos – was in unserer Bibelübersetzung verkürzend mit „Wort“ wiedergegeben wird. Dieser logos schafft das Urlicht, das in relativer Zeit gesprochen seit 14 Milliarden Jahren sich als unser Universum manifestiert. Die Sonne und mit ihr die Erde entstand in einem Zeitraum bis 4,6 Milliarden Jahre vor unserer Zeit, die chemische Evolution, immer noch gespeist aus dem logos, fand innerhalb der nächsten Milliarde Jahre statt, anschließend haben wir 2,5 Milliarden Jahre scheinbarer Stagnation.
Vor 1 Milliarde Jahre begannen sich die organischen Formen etwas mehr auszudifferenzieren, aber als der eigentliche Beginn des Lebens in seiner Vielfalt gilt die kambrische Explosion vor 565 Millionen Jahren. Hier entstehen die Grundformen aller heutigen Lebewesen, ab hier sehen wir die Entwicklung, die wir als Evolution verstehen, in Gang kommen.
Gemäß unserer Vorstellungen ist dies an einem Punkt passiert, an dem die Entwicklung der Einzeller und einfacher Mehrzeller so weit fortgeschritten war, sich auch so weit ausgebreitet hatte, daß ein Selektionsdruck entstand. Die sich selbst reproduzierenden Kleinstlebewesen mussten, um sich weiter erfolgreich fortpflanzen zu können, Anpassungsleistungen vornehmen, Innovationen, um gegen die ebenfalls stärker werdende Konkurrenz bestehen zu können. Das ist gemeint mit: Der Krieg sei der Vater aller Dinge. Der Kampf ums Überleben wird als eigentlicher Daseinszweck interpretiert. Das Leben verbessert sich, um sich fortzupflanzen.
Weisere Menschen wissen, daß es genau andersherum ist: Man verbessert sich nicht, um sich fortzupflanzen, sondern die Fortpflanzung ist ein Teil des sich Verbesserns. Das Streben gilt der Perfektion, und die Fortpflanzung ist deshalb so attraktiv, weil sie ein schöpferischer Akt ist, nahezu der einzige, der dreidimensionalen Wesen der Materie zur Verfügung steht. In ihr sehen wir Gott, in ihr kommen wir Gott am nächsten, und in ihr sind wir Gott am ähnlichsten.
Der Kampf ums Überleben kann einiges erklären, aber nicht alles: Er kann erklären, wieso in Konkurrenzsituationen sich der eine gegen den anderen durchsetzt. Aber eine Welt, die nur dem Kampf ums Überleben gölte, würde anders aussehen: Der Hai ist ein schönes Beispiel dafür: Er hat hocheffektiv seinen Überlebenskampf gemeistert. Seit 400 Millionen Jahren beherrscht er die Weltmeere, ohne sich groß fortzuentwickeln. Wenn es nur ums Überleben gehen würde, sähe die Welt genau so aus: In jeder Nische hätte sich die effektivste Form ihren Platz erkämpft, und würde jede Entwicklung von Konkurrenten im Keim unterbinden. Wir hätten eine statische Welt., in der die immer gleichen Räuber mit den immer gleichen Methoden sich von den immergleichen Sekundanten ernähren, die ihrerseits ihre Nische fest besetzt halten.
Aber die Welt ist mehr als das. Vielleicht nicht immer. Es gibt lange Jahrmillionen, in denen die Nischen fest aufgeteilt sind und nichts weiter passiert. Erst im Zusammenhang mit einer der Katastrophen, die regelmäßig eintreffen, eine Kaltzeit, eine Serie von Meteoriteneinschlägen, ein verändertes Klima durch die sich verschiebenden Kontinentalplatten, werden die Karten neu gemischt und andere Wesen treten hervor.
Aber woher kommt plötzlich eine neue Art? Wir kennen aus der Evolution keine Übergangsformen, wir kennen nur den Zeitpunkt, ab dem eine neue Art auf einmal auf dem Plan getreten ist. Keine langsamen Übergänge, wie sie aus langsamer Entwicklung zu erwarten wären, keine Mischformen, nur ein entweder oder. Mit einen Mal ist eine neue Art da. Auch dies ist Ausdruck des logos. Eine neue Art entwickelt sich, weil die Idee von ihr sich realisiert. Nur ein solcher Übergang kann so plötzlich erfolgen, daß es praktisch keine Übergangsformen gibt. Eine zufällige Evolution könnte das nicht. Sie müsste mit Übergangsformen arbeiten, mit Mischformen und noch nicht dies und nicht mehr das Zuständen.
Technisch funktioniert dies so: Die Matrix einer neuen Art existiert in der sechsten Dimension als Idee und in der vierten als Plan. Der Plan ist sozusagen die Idealstruktur des Wesens. Um ihn dreidimensional zu realisieren, wird dieser Plan als dns in den Genen codiert. Die dreidimensionalen Wesen entwickeln sich also anhand ihrer vierdimensionalen dns. Der Wechsel von einer Art zur anderen vollzieht sich durch einen Eingriff in diese dns, die wiederum in der vierten Dimension vorgenommen wird. Als Träger der Handlung in der vierten Dimension haben wir mangels Verständnis nur Namen als Statthalter: Engel, Götter, Außerirdische oder andere Lichtwesen sind als Handelnde denkbar. Letztlich muss man sich aber vielleicht auch von der Idee lösen, daß eine Handlung immer einen Handelnden braucht. Wenn zunächst die Idee da ist, dann wird es fast unerheblich, durch wessen „Hand“ sie realisiert wird.
So gibt es in der Erdgeschichte immer wieder Ereignisse, in denen solche Veränderungen stattfinden. Der evolutionäre Prozess ist nicht zufällig, sondern das Ergebnis der zielgerichteten Einwirkung höherdimensionaler Schwingungen.
Zielgerichtet heißt dabei nicht, das ein lenkender Wille dies im Sinne einer aktiven Handlung tut, sondern auf ein Ziel gerichtet, das Ziel ist die Harmonie, die Richtung ist die der Entfaltung, die Entfaltung der Harmonie in immer komplexere Formen.
565 Millionen Jahre. Die ersten Bausteine werden gesetzt, Wirbeltiere entstehen im Wasser, später Amphibien, Landpflanzen, Fische, Vögel Reptilien. Die Arten. Der fünfgliedrige Fuß entsteht vor 260 Millionen Jahren, Werkzeuge wie Augen, Ohren, Arme, Beine. Die ersten Säugetiere kommen vor 200 Millionen Jahren dazu, kleine Mäuse. Das war ein wichtiger Schritt, denn das Säugen schafft Gemeinsamkeit. Zusammengehörig fühlen sich auch Reptilien, oder Bienen, aber gemeinsam etwas erleben ist eine neue Stufe. Das Bewußtsein schält sich langsam aus dem Gefängnis der eigenen Wahrnehmung heraus. Die Mutterbindung erfindet sich neu, erhält eine emotionale Komponente. Wir können uns in Säugetiere hineinversetzen, weil wir eine Erfahrung teilen.
Die ersten Säugetiere waren kleine mausartige Geschöpfe, unscheinbar und unterlegen. Die Dinosaurier dominierten die ganze Erde, aber die Mäuse schufen sich eine Nische, die es so bisher noch nicht gegeben hatte: Sie nutzten Gelegenheiten, sie entwickelten Strategien. Sie beobachteten.
Wer beobachtet, nimmt nicht nur wahr. Er ordnet seine Wahrnehmung auch zu. Er denkt.
Es gibt übrigens auch Behauptungen, daß auch Menschen schon damals gelebt haben. Es gäbe prähistorische Zeichnungen von Dinosauriern.
Ich lade Sie ein, Gedankenspiele mit mir durchzugehen. Alles ist wahr, und wenn es auch gelogen ist. Die Menschen vor 100 Millionen Jahren sind versierte Ingenieure, die sich auf den Welten der Sirius und anderer Planeten schon materialisiert hatten. Auch die Erde ist ein schöner Planet, der an eine Besiedelung denken lässt. (Nicht umsonst haben schon 3 Milliarden Jahre zuvor die Schöpferväter, von denen man nicht weiß, ob die Menschen waren, den Samen des Organischen in die Böden der Planeten verteilt, versteckt als genetische Codierungen, und durch die Anlage von Informationslagerstätten, mit deren Hilfe Planeten Leben entwickeln können.)
Die Inkarnation ist ein vielschichtiger Prozess, der in den unterschiedlichsten Abstufungen erfolgen kann. So ermöglicht die Inkarnation in eine Tier-oder Pflanzenseele es einem Aspekt der Seele, sich dreidimensional zu erfahren. Es gibt Seelen der Arten, der Erde, der Flüsse und Seen, in dem Sinne, das alles beseelt ist, beseelt durch die Entfaltungsidee der 4. Dimension, die einwirkt auf die dritte und nachgerade verliebt sich bemüht, in ihr sich wiederzufinden. Der Mensch will als Mensch geboren werden, weil er die Erfahrung machen will, Mensch zu sein. Aber dafür müssen auch die Voraussetzungen stimmen.
Es gab zunächst keine Möglichkeit, einen Körper zu codieren, der in der Lage gewesen wäre, eine menschliche Seele in sich zu tragen. Allein schon, weil die Dinosaurier sie sofort aufgegessen hätten. In der Tat gibt es aber in dem vielstufigem Prozess der Inkarnation auch andere Möglichkeiten. Technisch gesehen ist es eine Verankerungsmöglichkeit, die das Bewusstsein in der dritten Dimension braucht. Um in ihr wirken zu können. Dies ist am besten ein Körper. Aber natürlich bieten auch andere Gegebenheiten, Möglichkeiten an: Die Schönheiten der Flüsse und Seen, der Gebirge und Täler, die See, das Meer, alles das ist ja beseelt und kann beseelt werden, und so waren die ersten Menschen, die auf der Erde wandelten, keine Wesen aus Fleisch und Blut, wie wir sagen, sondern mehr noch nur energetische Strukturen, die damit anfingen, sich in diese Welt einzufühlen. Wir sprechen also von riesenhaften Menschen, die wir gar nicht wahrnehmen würden, die keine Knochen hinterlassen, die aber gleichwohl anfingen, auf der Erde zu sein, zu leben. Und natürlich sind es erst die ätherischen Körper, die erprobt werden müssen, bevor weitere Schritte in die Materie gemacht werden können. In diesem Sinne also gab es Menschen vor 100 Millionen Jahren, und da ätherische Menschen ihre Erinnerungen nicht verlieren, wurde die Erinnerung an die Dinosaurier bewahrt, bis ein materialisierter Mensch vor 10000 Jahren die Erinnerung aufgriff und aufmalte. So kann es gewesen sein. Wer wollte behaupten, das das nicht stimmen könne?
Was jedenfalls sicher ist, so sicher wie wir es wissen können, ist, daß vor 65 Millionen Jahren ein riesiger Meteorit auf die Erde stürzte und das Leben der Dinosaurier für immer beendete. Möglicherweise ist auch dies nicht einfach nur der kosmische Zufall, an den wir so gerne glauben, sondern ein geplantes Ereignis. Die Entwicklung auf der Erde stagnierte, die Dinosaurier verhinderten die Realisierung der nächsten Arten. Ein aus der Bahn gefallener Asteroid konnte mittels einiger gravitatorischer Mittel auf Kollisionskurs mit der Erde geschickt werden. Oder es war gar kein Meteorit, sondern ein gezielter Atomschlag. Jedenfalls überlebten den zehnjährigen Winter nach dem Einschlag keine Dinosaurier, und die Erde lag frei den säugenden Tieren.
Wie überlebt man einen zehnjährigen Winter? Am Besten, wenn man kein Samen oder Ei ist, das konservierbar ist, ist man ein an einem warmen Wasser lebendes Amphibium, sei es Reptil oder Säugetier, vielleicht in der Nähe einer warmen Quelle.
Dies ist die Geschichte von Roger dem Molch.
Roger war ein Molch. Seine Eltern hatten ihn verlassen seit er denken konnte. Er lebte in einer Höhle am Wasser, wo er im Schlamm nach den Muscheln suchte, die er mit seinen Nägeln aufriss und ausschlürfte. Wenn das Wasser mit der Ebbe ging, suchte er sich eine große, warme Pfütze. Wenn es mit der Flut wieder kam, trollte er sich weiter in die Höhle hinein. Das war sein Leben und er war es zufrieden. Das er alleine in seiner Molchhöhle war, war ihm nicht weiter verwunderlich, da er es nicht anders kannte. Dabei gab es noch viele Moche in der Gegend, aber die waren in anderen Höhlen. Roger liebte die warme Sonne, aber auch den kalten Regen im Watt, wenn er sich in einer warmen Pfütze suhlte, und von oben die kalten Tropfen auf seine Nase fielen. Nachts lag er manchmal auf dem Rücken und sah in die Sterne und einmal fragte er sich, ob das wohl jedes Mal die gleichen Sterne waren oder doch nicht. Und mit dem Gedanken schlief er ein.
Er erwachte von einem gewaltigen Lärm. Ein fernes Grollen zunächst und dann ein Unwetter, wie er es noch nie erlebt hatte. Die See selbst schien aus dem Himmel zu fallen. Instinktiv flüchtete sich Roger tief in das Innere seiner Höhle und erlebte dort, wie der Sturzregen erstickt wurde von einer gigantischen Staubwolke, die eine unnatürliche Hitze mit sich brachte. Roger hielt sich in seinem Tümpel auf, die Nase dicht über dem Wasser, wo die Luft noch einen Hauch von Frische hatte, der zusehends weniger wurde. Schließlich fand er zwischen einer Moosalge einen Filter, mit der er wenigstens noch atmen konnte. Als er aufwachte, sah er an der Küste gegenüber Feuer. Das Land brannte und der Himmel war schwarz. Er konnte nichts tun, als seinen Kopf nah am Wasser halten und atmen. Er buddelte sich in den Schlamm seines Tümpels tiefer ein und atmete. Auch am nächsten Tag war die Luft nicht besser. Roger fühlte sich am ganzen Körper elend. An Essen war nicht zu denken, nur atmen. Am vierten Tag zwang er sich dazu, eine Muschel zu schlürfen. Er erbrach sich sofort, ein ekliges Gemisch aus Blut und Staub, aber danach ging es ihm etwas besser. Am fünften Tag aß er zwei Muscheln. Am sechsten Tag guckte er wieder raus. Die Feuer waren abgebrannt, aber der Himmel war immer noch schwarz. Am siebten Tag kam die Kälte. Die Kälte wurde jeden Tag schlimmer. Der Himmel blieb schwarz, die Sonne schien nicht. Von Zeit zu Zeit kamen wilde Stürme, die staubigen Regen brachten.
Und eines Tages standen zwei Molchinnen mit einem Kind in der Höhle. Sie mussten ganz in der Nähe, Roger wusste wo, das Unwetter überlebt haben und suchten nun nach Frischwasser. Vielleicht hätte früher einmal Rofer versucht, sie zu vertreiben, jetzt fehlte ihm die Kraft dazu. Die drei kamen zu seinem Tümpel und legten sich mit hinein.
Die Kleine starb schon am nächsten Tag. Sie waren alle schwach und konnten sich kaum halten, das Atmen war immer noch schwer, Essen konnten sie eher gar nicht als wenig. Das Süßwasser war knapp und dreckig, der Bach war tagelang ausgetrocknet gewesen, dann spülte er eine bittere Aschenschicht an, dann versiegte er wieder. Sie hatten in der Gegend nach Wasser gesucht, aber entkräftet kamen sie nicht weit und ihnen blieb nichts, als an den letzten Schlammresten zu saugen, um ein wenig Feuchtigkeit aufzunehmen. Dann kam, noch nicht zu spät, wieder Regen, aber mit dem Regen kam die Kälte. Sie kuschelten sich zusammen, Brises und Roger, die sich gern aneinanderschmiegten, und Narla, mal an dieser, mal an jener Seite. Sie war trübsinnig, seit sie ihr Kind den Wellen übergeben hatte und regte sich von ihnen allen am wenigsten. Manchmal fragte sich Roger, ob sie vielleicht schon tot sei, ehe er doch wieder eine kraftlose Zuckung wahrnahm. Aber wenn sie neben ihm lag, schlug ihr Herz regelmäßig, langsam und leise, aber stetig.
Immerhin fiel im kalten Regen das Atmen wieder leichter, sie konnten wieder ein bißchen etwas essen und fingen bald an, ein wenig aus der Höhle herauszugucken. Der Himmel war schwarz und die Erde von einer widerlichen Ascheschicht verdreckt. Aber am Schlimmsten war dann die Dunkelheit. Die Nächte schienen nicht zu enden und noch am Tag sah man fast nichts. Zudem wurde es immer kälter.
Aber das war das Glück, das sie hatten: Die Höhle war der Eingang zu einem weitverzweigtem Netz ober- und unterirdischer Höhlen. Vom Erdwärme geschwängertes Wasser stand in einer Verbindung mit dem Tümpel von Roger, der dadurch eine gewisse Temperatur behielt. Genug für die Molche.
Und sie mussten nicht hungern. Jede Flut brachte genug Muscheln für die drei. Anfangs waren die auch etwas bitter gewesen, aber dann ging es, oder sie gewöhnten sich dran. Jeder von ihnen hatte Phasen, in denen hen alles wieder hervorwürgte und dann erlangten sie eine gespenstische Solidität. Es war dunkel und kalt, sie kauerten in ihrem Tümpel, aßen von Zeit zu Zeit eine Muschel und taten nichts. Nichtmal Sex hatten sie. (Bei diesen Molchen war es so, das nach einer langen Jugend die Adoleszenten erst ins Wasser gingen, um einen Partner zu finden, mühsam schwimmend und treibend aufer Suche nach einer anderen Kolonie.)
Sie lagen da und warteten ab. Und aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monate.
Nach einer endlos lang erscheinenden Dunkelheit gab es dann wieder einen Tag, der heller zu sein schien. Fainting they walked outside.
Die Welt war nicht wiederzuerkennen, schon deshalb nicht, weil ein dichter diesiger Dunst über allem lag und die Sicht nahm. Immerhin drang wie durch einen Schleier auch Licht durch, und damit ein klein wenig so etwas wie Hoffnung.
Es kamen einige freundlichere Wochen, und eines Tages glaubte Roger schon, die Sonne zwischen den Schleiern zu sehen. Aber das Land gab für sie nichts her. Der Boden war immer noch schmutzig, der Kadaver eines riesigen Dinosauriers lag einige Entfernung weg von ihnen, zu weit an Land, um ihn zu erreichen, nicht in der Kälte. Es war sehr ungewohnt für Briseis und Roger, nicht mehr sich auch an Land aufhalten zu können. In der Sonne liegen und die Haut trocknen lassen war ja nicht nur angenehm, sondern diente auch der Reinigung, und nach Monaten im Wasser war die amphibische Haut strapaziert, sie sehnte sich nach Luft, und konnte davon nur so wenig bekommen, weil die Luft so kalt war.
Es war ein kurzer Sommer, der in einen noch längeren und kälteren Winter überging. Wieder lagen sie im Tümpel, atmeten, rissen Muscheln auf, warteten. Es wurde so kalt, das sogar das Meer selbst einfror, und nur ihre kleine Bucht noch von der Vulkanspalte warm gehalten wurde. So wie es noch andere Vulkanspalten gab, in denen Molche überlebten. Die ganze Insel war voll davon. Flache Meere, die auf mändernde Deltas trafen, dazwischen Karstformationen und Proto- oder auch Ex Gebirge. Es war ein Paradies, das nun zum letzten Refugium wurde. Nicht zum einzigen. Überall auf der Welt gab es Nischen, besonders günstig gelegene Mikroklimata, präadaptive Lebensweisen (mit präadaptiv ist gemeint, schon vorher eine Lebensweise zu bevorzugen, die im Nachhinein notwendig wird.) Jedenfalls gibt es Überlebende, und von denen spreche ich.
Es war nicht zu entscheiden, ob die Dunkelheit schwächer war als im letzten Winter, oder ob sie sich nur mehr daran gewöhnt hatten. Sie merkten, sie lebten immer noch, und auch wenn sie unter Hautkrankheiten litten und an der einseitigen Ernährung, irgendwie schien es ja zu funktionieren, und so stellte sich ein neuer Alltag ein. Der der Dunkelheit, des Winters. Roger und Briseis schliefen miteinander, während Narla langsam wieder anfing, in die Welt zu gucken.
Der zweite Sommer war nicht besser als der Erste, der Dritte Winter hätte sie fast getötet. Schnee stöberte in die Höhle ein, und die Kälte drang sogar in den Tümpel hinein, und sie waren wochenlang damit beschäftigt, sich aneinder festzuhalten, um irgendwie warm zu bleiben. Aber sie überstanden auch das. Der vierte Sommer war nicht besser, aber sie hatten sich daran gewöhnt. Solange die Muscheln von der Flut angespült wurden, und der Tümpel nicht zufror, konnten sie leben.
Dann kam das Kind. Und mit ihm erwachte auch Narla zu neuem Leben. Nicht nur, das sie das Kind umhegte, sie fasste auch Zutrauen zu Roger und wurde schwanger von ihm. Und um ihr die Eifersucht zu nehmen, bemühte sie sich auch um Briseis besonders, und diese Kraft brauchten sie auch im fünftem Winter, der nicht weniger kalt war als der letzte. Im fünften Sommer wurde Narlas Kind geboren, aber es war schwach und lebte nach dem sechsten Winter nicht mehr. Der sechste Sommer war freudlos. Nur eine kurze Erholung von der langen eisigen Nacht, und Roger und Briseis fehlten zusehends die Kräfte, während es Narla war, die sich kümmerte, und ohne sie wäre auch die kleine Werle nicht durch den siebten Winter gekommen. Im siebten Sommer war die Sonne wieder zu sehen, manchmal schob sie sich zwischen Wolken durch und der eine Tag war etwas wärmer gewesen. Aber der achte Winter kam mit Macht, jetzt waren beide Molchinnen schwanger. Der neunte Sommer brachte warme Tage und Kinderlachen, und Briseis guckte sehnsüchtig in die Ferne. Roger war eigentlich immer zu dicht gewesen. Sie war nur eine Höhle weitergekommen, und sie war auch zu jung gewesen, aber eine Sehnsucht trieb sie zum Wasser, und manchmal schwamm sie etwas hinaus. Roger wurde dann ganz mulmig im Magen, er hatte Angst um sie, um sich selbst, darum, wie alles werden würde ohne sie. Schließlich trafen sie auch andere Molche wieder. In einer anderen Höhle mit ähnlich begünstigten Bedingungen hatten ebenfalls einige Molche überlegt, und nun, auf den sommerlichen Streifzügen, die wieder möglich wurden, begegnete man sich. Jetzt wuchsen auch Pflanzen wieder, nicht die üppige Farnpracht von vor der Katastrophe, aber neben den Flechten, Moosen und Blumen, die schon seit drei Jahren sich wieder zeigten, kamen jetzt auch Zwergsträucher mit Beeren dazu, und endlich gab es auf dem Speiseplan wieder Ergänzungen zu den immer gleichen Muscheln.
Dann brach der Sommer plötzlich ab und ging bruchlos in einen katastrophalen Winter über. Nun war es nicht mehr dunkel, aber gewaltige Stürme brachten Schneemassen, die sie über Monate hinweg in ihren Höhlen einschlossen. In der aufgewühlten See wurden auf einmal die Muscheln rar, und entkräftet starb Briseis, und dann der Kleinste. Roger fühlte sich matt und allein Narla war es zu verdanken, daß die anderen beiden Kinder über den Winter kamen. Sie war es auch, die Roger schließlich aus seiner Trübsal holte, und in den ersten waremn Frühlingswinden mit ihm auf Streiftour ging. Auf den Frühling folgte ein Sommer, der nicht mehr endete. Der Himmel war wieder klar, die Sonne schien wie früher, die Luft erwärmte sich, die Kinder tollten draußen herum, andere Molche kamen sie besuchen, das Grün wuchs wieder. Sogar an Land konnte man nun gehen, seit es die schrecklichen Dinosaurier nicht mehr gab.
Es war der Beginn einer lange währenden Warmzeit. Die Inselwelt Europas, in wärmerem Klima weiter südlich als heute gelegen, war ein tropisches Paradies mit vielfältigen und günstigen Lebensbedingungen. Vielfältige Säugetiere und schließlich auch Primaten besiedelten das Land, das Meer und die weiten Gebiete des Flachwassers, jene fruchtbaren, sumpfigen Gegenden zwischen Flusslauf, Watt und Meer mit seinen endlosen Nischen. Die Vorfahren von Walen und Delfinen gewöhnten sich an eine wassergebundene Lebensart, Schweine und Elefanten gingen später auch wieder zurück, ebenso wie der Mensch., an Land lebten Hunde, Pferde, Primaten, Ratten. Aus dem unerschöpflichen Reservoir an genetischen Ideen aus der vierten Dimension schufen sich immer neue Arten, die auf ihre Weise auf der Erde heimisch wurden. Es war ein goldene Zeitalter.
Aber es sollte nicht so bleiben. Noch ehe die Annäherung Afrikas an Asien und Europa dem Thetysmeer und seiner Inselwelt ein Ende bereitete, löste sich Südamerika von der Antarktis, und das war ein einschneidendes Ereignis, das die Entwicklung der letzten 33Millionen Jahre bestimmen sollte: Denn als die Drake Straße entstand, bildete sich um die Antarktis herum ein Zirkumpolarstrom, der dafür sorgte, daß die bis dahin mit gemäßigten Temperaturen gesegnete Antarktis von warmen Luftströmen abgeschnitten wurde, und schließlich vereiste. Das geschah dann vor 7 Millionen Jahren, und genau genommen begann damals die Eiszeit, auch wenn man heute von der Eiszeit als den Zeitraum seit vor 3 Millionen Jahren spricht, als dann beide Pole vereist waren.
Dieser Abkühlungsprozess war das eine. Vor 30 Millionen Jahren war Europa ein tropisches Inselparadies. Vor 19 Millionen Jahren dann verloren die Thetys und der Indische Ozean ihre Verbindung, oder anders gesprochen. Afrika verband sich über die arabische Halbinsel mit Asien. Das Zagros Gebirge begann, sich aufzufalten. Die lange Zeit getrennte Artenwelt Afrikas und Eurasiens begann zusammenzuwachsen. Aber es wurde immer kälter. Ab ca 10 Millionen Jahren vor heute begann Europa, seinen tropischen, oder auch nur noch subtropischen Charakter zu verlieren, und eine jahreszeitlich bedingte Fauna trat auf, Laubabwerfende Bäume. Gleichzeitig wurden immer mehr Inseln in das zunehmend kompakter werdende Europa einverleibt. Die Verbindung zwischen Rhein und Mittelmeer (wie wir die Thetys dann irgendwann nennen) wird getrennt, stattdessen schieben sich die Landmassen jetzt zu den riesigen Alpen zusammen. Europa erhält langsam seine Form. Primaten auf zwei Beinen durchstreifen die Wälder und streben zurück nach Afrika, denn Europa wird mit der Zeit zu kalt.
Vor 6 Millionen Jahren stößt Afrika auch bei Gibraltar auf Europa. Das Mittelmeer wird vom Atlantik abgetrennt und fällt, da mehr Wasser verdunstet als durch die Flüsse hereinfließt, für eine halbe Million Jahre trocken. Die lange, wechselvolle und lebensreiche Geschichte der Thetys findet hier ihr Ende. Die Flachmeere sind verschwunden, und ihre Bewohner entweder ausgestorben, oder zu Wasser- oder Landtieren gewandelt. Nördlich des trockenen Mittelmeeres gibt es eine Kälte, die vielen Arten die Existenz versagt. Die Nischen werden enger.
Und wo ist der Mensch zu dieser Zeit?
Gemäß der landläufigen Meinung ist der Mensch eine Weiterentwicklung der Primaten. Die Stammbäume vom Schimpansen, als unserem nächsten lebendem Verwandten, und dem Menschen, trennten sich vor, früher sagte man 6, heute 13 Millionen Jahren. Natürlich sind diese Zeitangaben nicht absolute Größen, sondern interpretierende Lesung der Fakten, es kann also gut auch noch ganz anders sein, zumal man weiß, daß Fakten in der Weise interpretiert werden, daß sie zu der vorgefassten Theorie passen. Das hehre Ziel der Wissenschaft mag ein anderes sein, die Fakten unvoreingenommen zu beobachten und zu studieren, und daraus unvoreingenommene Schlüsse zu ziehen, das aber ist nur Theorie. Wissenschaftler sind Menschen, und als solche können sie sich um Objektivität bemühen – und wir wollen mal den meisten zugute halten, daß sie das auch tun – sie können aber nicht objektiv sein, einfach weil die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns keine rein objektiven Betrachtungen zulässt. Alles, was ein Mensch denkt, ist Ausdruck seines erworbenen Weltbildes, und das wurde auf höchst subjektive Art und Weise gebaut, deshalb gibt es so viele davon. Die Grundlage der Wissenschaft ist der Glaube, und deshalb beweist sich viel besser das, was man für wahrscheinlich hält, als irgendetwas anderes.
Das der Mensch vom Affen abstammt, ist so eine Wahrscheinlichkeit, an die man glaubt, und die man gerne nachweisen möchte. Deshalb wurden die Zahlen, als man die ersten genetischen Untersuchungen erstellte, wahrscheinlich so interpretiert, daß sie eine recht nahe Verwandschaft zwischen Schimpansen und Affen hergaben, und sprach von 6 Millionen Jahren, nun sind diese Zahlen neu interpretiert worden, und man spricht von 13 Millionen Jahren. Aber die Erkenntnis von heute ist der Fehler von morgen, und es wäre falsch, diese Zahl als absolut gesetzt hinzunehmen, und nicht über sie hinausdenken zu wagen.
Auch möchte ich nochmal deutlich machen, daß wir hier über einen Prozess reden, der auf der dreidimensionalen Ebene allein nicht stattfinden kann. Die Entstehung der Arten ist nur zu erklären über eine Matrix aus der vierten Dimension (die Gene), die in der dritten Dimension materialisiert werden. Es ist also nicht so, daß eine langsame Mutationsreihe von einer Art zur nächsten führt, sondern die neue Art (das neue Programm, wenn man so will), ersetzt in einer plötzlichen Mutation (hervorgebracht durch den Willen der vierten Dimension), die alte. Dabei baut das neue Programm, so weit es irgend geht, auf den alten Programmen auf. Das Herz wird nicht neu erfunden, und nicht die Gliedmaßen, es werden einige Modifikationen vorgenommen, die insgesamt nicht größer sein können, als auf der biologischen Ebene zu realisieren ist. Insofern ist ein zeitlicher Ablauf, der auf der Berechnung der hypothetischen Mutationsrate beruht, rein hypothetisch und nicht mehr als die bildhafte Darstellung der Größe des genetischen Unterschiedes. Das heißt, wir haben keinen konkreten zeitlichen Ablauf, an dem wir uns festhalten können. Die ersten Menschen tauchen laut Fossilienbericht (der vielleicht etwas weniger hypothetisch ist als die Berechnungen zur genetischen Mutationsrate), vor knapp 2 Millionen Jahren auf. In Dmanisi, Georgien wurden die Überreste einer Fmaile auf 1,85 Millionen Jahre datiert. Ein Mitglied dieser Familie hatte schwere Verletzungen, mit denen er offensichtlich noch lange gelebt hat, was nur möglich sein konnte aufgrund der tätigen Mihilfe der Gesunden. Das ist der Beginn der Menschheit. Solidarität
In populärwissenschaftlichen Werken können sie nachlesen, daß es vor diesem homo erectus georgicus Arten gab wie homo habilis, und vor allem die australopithecen, zu denen auch die berühmte Lucy gehört. Aber auch, wenn diese Erzählung nicht ganz auszuschließen ist, unter der Voraussetzung, daß der „homo Habilis“ (der eigentlich kein homo, sondern noch ein ptihecus, also ein Affe war) lediglich das Rohmaterial war, aus dem dann mittels genetischer Strukturänderung der Mensch herausgemeißelt wurde, wollen wir uns zunächst angucken, wieso diese Geschichte nicht plausibel ist.
Woher kommt der Mensch? Eine Rekonstruktion
Die Theorie von der Entstehung der Arten, und hier insbesondere die Theorie von der Abstammung des Menschen vom Affen, ist eine Theorie des ersten Augenscheins. Darwin und andere haben sie im 19. Jahrhundert auf den Tisch gebracht, und sie schien so plausibel, das man bis heute nicht ernsthaft daran zweifeln mochte, zumal die Gegenspieler zu diesen Thesen meist aus den dogmatischen Dunkelheiten einer falsch verstandenen Religiosität heraus argumentierten. Es ist leicht, eine wörtlich ausgelegte Bibelinterpretation zu widerlegen. Und im Vergleich zu der Lächerlichkeit eines fundamentalistischen Kreationismus ist die Evolutionstheorie eine plausible Behauptung, wert, ernstgenommen und untersucht zu werden. Allerdings sind die Beweise auch nach 150 Jahren intensiver Suche nicht gefunden worden. Immer noch ist man auf der Suche nach dem missing link, immer noch gibt es keine Übergangsformen, immer noch hat man nur Fossilien und eine brüchige Geschichte, die sie zusammenbindet, aber keine Beweise. Die Evolutionstheorie in ihren spezifischeren Aussagen ist damit im Grunde widerlegt, und das festhalten an ihr ist nicht weniger dogmatisch, als das Festhalten am Kreationismus: Man behät eine Überzeugung wider besseren Wissens, in dem man alles, was dem eigenen Weltbild zuwiderläuft, als nicht relevant abtut. Menschen können das. Sie denken nicht objektiv, sondern auf der Grundlage ihres Glaubens.
Wie aber kommt man nun zur Geschichte des Menschen? Vorgeschlagen wird, die Untersuchung andersherum zu beginnen: Nicht zu gucken, aus welchen Fossilien der Mensch entstanden sein könnte, sondern zu gucken, welche Eigenschaften hat denn der Mensch, und wie müssten seine Vorformen denn eigentlich aussehen, wenn wir unsere heutige Form in die Vergangenheit zurückdenken. Und das ist ein äußerst spannendes Gedankenexperiment, denn der Mensch ist als aufrecht gehender Affe nicht und unzutreffend beschrieben.
Fangen wir bei den Füßen an. Lassen wir einmal den offensichtlichen Fakt beiseite, daß unsere Füße nicht die geringste Adaption an eine baumgebundene Lebensweise in Form von Greifzehen haben, sondern einfach Lauffüße sind und immer waren. Fast jeder von uns trägt Schuhe. Unsere weichen Sohlen tun sich weh, wenn wir ungeschützt draußen herumlaufen. Die Füße frieren, und wenn der Untergrund nicht gerade besonders günstig ist, dann müssen wir bei jedem Schritt verdammt aufpassen, nirgendwo anzustoßen und auf nichts hartes und spitzes draufzulatschen. So kommt man also schon auf den Gedanken, warum sind unsere Füße so feeble, oder andersherum: Wo würden sich unsere Füße denn wohlfühlen? Der weiche Sand eines Flachwassermeeres, das Watt, ist auf jeden Fall geeigneter als ein Mischwald, oder eine Wiese. Sicher kann man sich in der Savanne barfuß bewegen, so wie auf den meisten Untergründen, aber sind die Füße dafür gemacht? Bedenkt man ihre Sensibilität, dann war es irgendwann einmal wichtig gewesen, auf dem Boden nicht nur zu laufen, sondern genau ertasten zu können, was sich am Boden befindet. Der Vorschlag, dem ich hier folge, ist der, daß die Füße zunächst dazu da waren, im Watt nach Muscheln zu tasten. Auch die Temperaturempfindlichkeit läßt sich so erklären: Während wir an Land immer damit zu kämpfen haben, daß über den Fuß die Kälte in den Körper dringt, insbesondere durch die engen energetischen Verbindungen zwischen Fußsohlen und den Blase- und Nierensystemen, läßt sich dieser Mechanismus im Watt positiv verwenden: Im Watt können sich die Füße im Schlann gemütlich warm halten, und die Füße können auf den energetischen Kanälen Wärme in den Rest des Körpers leiten.
Die Vorläufer des Menschen waren offensichtlich Bewohner der ausgreifenden tropischen Flachmeere des europäischen Myozäns, das in meiner Rechnung bis vor 6 Millionen Jahren dauert. Nicht nur die Füße erzählen davon: Warum sollten wir nackt sein, wenn nicht als Wasserbewohner? In welchem anderen Lebensraum als einem gleichmäßig warmen Wasser, hätten wir eine derartige Intoleranz gegenüber zu hohen oder zu tiefen Temperaturen entwickeln können? Wir sind an ein gut temperiertes Wasser gewöhnt, das an Tag und Nacht, Sommer und Winter die mehr oder weniger gleichen Bedingungen liefert.
Die Haare. Haare sind ja nicht der Rest des Felles, Haare sind etwas anderes als Fell. Sie wachsen immer weiter, und sie haben eine andere Funktion: Die Menschenvorläufer konnten sich in den Flachmeeren vor zahlreichen Fressfeinden schützen: Die großen Raubfische der Meere kamen dort ebensowenig hin, wie die Predatoren des Landes. Allerdings gab es auch riesige Raubvögel, denen ein vermutlich kleineres Wesen nichts entgegenzusetzen hatte. Die Haare dienen dabei als eine Art Mimikry. Sie verschleiern den Kopf von oben und erschweren das Greifen der Beute für den Raubvogel.
Aber es geht noch weiter: Unser unterhautfettbasiertes Körpertemperaturregulierungssystem (erprobt auch bei anderen Meeresbewohnern, aber nicht an Land), verbraucht große Mengen an Salz: Wir schwitzen salzig, wir weinen salzige Tränen. An Land gibt es keine ergiebigen Salzquellen. Sicher, man kann an Steinen lecken wie Ziegen, aber im Grunde genommen ist es für ein Landlebewesen ausgesprochen ungünstig, Salz überhaupt zu brauchen, schon gar nicht als üppig zu verbrauchende Ressource, wie der Mensch es tut. Salz gibt es im Meer, und der Salzbedarf des Menschen alleine beweist seinen Ursprung von den Meeresgestaden.
Dann gibt es noch die Nägel samt der beweglichen Hände: Die Möglichkeit, mit den Fingernägeln Muscheln aufzureißen, wurde schon angedeutet. Die feine Koordination, die notwendig ist, um die Meeresfrüchte sich nutzbar zu machen, ist durchaus denkbar als Vorstufe zu den späteren Werkzeugtechniken an Land.
Die Nase ist auch ein merkwürdig unfunktionales Organ, wenn wir es als Riechwerkzeug eines Landlebewesens betrachten: Die nach unten gerichteten Nasenlöcher sind nämlich gar nicht dazu in der Lage, die Gerüche der Umgebung wahrzunehmen, sondern riechen praktisch an sich selber. Tiere haben die Nasenlöcher nach vorne, um gut riechen zu können. Menschen haben die Nasenlöcher nach unten, um das ungewollte Eindringen von Wasser zu vermeiden. In dem Zusammenhang steht auch der Tauchreflex, der versehentliches Einatmen von Wasser verhindert, sowie diese Barriere, deren Namen ich jetzt nicht weiß, die verhindert, daß durch die Nase Wasser in den Körper fließen kann.
Zwischenfazit: Unter der Vorausetzung, daß der Mensch ursprünglich ein Bewohner warmer Flachmeere war, ist er nicht mehr das biologische Mängelwesen, als das ihn der Mainstream der Naturwissenschaft gerne bezeichnet, im Gegenteil, er besitzt einen gut bis perfekt an seinen spezifischen Lebensraum angepassten Körperbau. Die „Mängel“ entstehen erst durch den Umzug an Land, der durch das Schwinden der Thetys und die beginnende Eiszeit notwendig wurde.
Wir spekulieren also wie folgt: Mensch und Primaten haben eine gemeinsame Herkunftsgeschichte, die in den dunklen Vorzeiten des Eozäns begann. Vor ca 30-10 Millionen Jahren trennten sich Mensch und Primaten, und die Menschen nahmen eine amphibische Lebensweise an, in gleichmäßig warmen, salzigen Flachmeeren. Wie lange die Menschen dort blieben, bleibt Spekulation, zumal wir keine Fossilien haben, die diese Theorie stützen. Was wir wissen ist, daß vor 1,5 Millionen Jahren die Menschen sich an Land zeigten. Ihre Besonderheit war dabei weder der Gebrauch von Werkzeugen , noch die Zweifüßigkeit oder die bewegliche Hand, sondern das vergrößerte Gehirn.
Das rasche Wachstum des Gehirns ist eine Folge dessen, das wir ein Bewusstsein entwickelten. Dieses Bewusstsein lässt sich nicht erklären als logische Fortschreibung der tierischen Intelligenz, es folgt einem grundsätzlich neuem Konzept. Und wenn wir die amphibische Lebensweise annehmen, dann finden wir auch einen Mechanismus, der die Entstehung dieses Bewusstseins erklären kann:
Während ihres Aufenthaltes in den Flachmeeren entstand für die Menschen die Notwendigkeit, um atmen zu können, eine funktionale Teilung beider Gehirnhälften vorzunehmen, wie es auch die Delphine machen. Um während des Schlafes auftauchen zu können, ist es notwendig, das eine Hälfte des Gehirns wacht, während die Andere schläft. Auf diese Weise konnten die Kinder der Menschen in den flachen Wassern relativ gefahrlos aufwachsen, geschützt vor den großen Predatoren des Festlandes und der See. Die Haare, übrigens, sind zu erklären als Mimikry, die dem Schutz vor den Räubern der Lüfte dient. Der Vogel, der einen Menschen greifen will, kann durch die Haare nicht erkennen, wo genau er zuschlagen muss.
Nun begann dieser bequeme Lebensraum mit dem Aufkommen der Eiszeit und der Verengung des Thetysmeeres durch die Wirkungen der Plattentektonik, zu verschwinden, und die Menschen gingen, wann und wo und wie wissen wir nicht, wieder an Land. Aber das ist der entscheidende Punkt, an dem wir die Entstehung des Bewusstseins nachvollziehen können. Als landlebende Wesen war die Trennung der Gehirnhälften nun funktionslos geworden, und sie begannen, sich zu re-integrieren. Daraus entstehen verschiedene Probleme, die sich am einfachsten darstellen lassen als Kampf um die Dominanz im Körper: Welche Gehirnhälfte trifft die Entscheidungen? Das Bewusstsein ist zu verstehen als die innere Zwiesprache zwischen den Gehirnhälften, die um die Vorherrschaft ringen. Die Dynamik des internen Gesprächs ist es, die uns zu Menschen macht, die uns unser Bewusstsein schafft. Die Implikation eines mit sich streitenden Bewusstseins ist ja immer die Vorherrschaft um die bessere Idee, und daraus entsteht eine ganz andere Dynamik als bei der tierischen Intelligenz, die immer mit sich selbst eins bleibt, keinen Zweifel kennt und keine Entscheidungsfreiheit, und die deshalb sich nur erheblich langsamer entwickeln kann.
Wir sehen, das die Vorstellung einer amphibischen Lebensweise des Menschen innerhalb des Zeitraums von ca 15 Millionen bis 2 Millionen Jahren vor heute, viele der offenen Fragen lösen kann, die wir uns mit der Menschwerdung stellen: Das Paradoxon des Überlebenden Mängelwesens, das Bewusstsein, sowie viele der charakteristischen Merkmale wie Nacktheit, Nase, Tauchreflex, Fettschicht, Salzbedarf etc etc etc.... Aber wir haben keine Fossilien, die diese Vergangenheit belegen. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: Die einfachste ist, daß es keine Fossilien gibt, weil die Geschichte nicht stimmt: Entweder, weil die Evolution doch einen anderen Weg gegangen sei (aber welchen?). Vielleicht aber auch, weil der Mensch überhaupt erst vor 2 Millionen Jahre die Erde betritt (als genetisches Zuchtprogramm der Götter). Am naheliegendsten wäre aber die Vermutung, das die Fossilien deshalb nicht zu finden sind, weil wir sie nicht erwarten, und deshalb nicht sehen. Möglicherweise waren die Menschen auch wesentlich kleiner (die Größe ist eine recht flexible Variable der Genbaukästen) und werden deshalb übersehen. Möglicherweise sind auch die Fundorte zu wenig oder nicht bekannt oder nicht zugänglich, aber das alles ist erst noch zu klären, an dieser Stelle lässt sich nur die Theorie festhalten, ihre Überzeugungskraft und ihr Mangel an Beweisen. (Wenn die Schwarzmeerregion der Ursprung war, dann befänden sich die Fossilien heute weit über 200 m unter dem Meeresspiegel)
Der Mensch
Vor 1,78 Millionen Jahren war in Dmanisi im heutigen Georgien eine menschliche Familie unterwegs. Wie die Untersuchungen der Knochen gezeigt haben, befand sich unter ihnen ein älterer Mann mit erheblichen Verletzungen, mit denen er noch Jahre gelebt hatte. Er musste Unterstützung durch die Gruppe bekommen haben. Die Menschen haben ihr schwaches Mitglied über Jahr und Tag mitgeschleppt und mitgefüttert, einfach, um es nicht allein zurückzulassen. Menschen machen das so. Ihr erweitertes Bewusstsein versetzt sie in die Lage, die Perspektive des Anderen einzunehmen, mitzufühlen und mitzuleiden. Die soziale Gruppe ist fortan nichtmehr die Welt, in der man nunmal lebt, sondern die Welt, die man sich schafft.
Nun sind Menschen auch für ihre Grausamkeit bekannt, und es gäbe sicherlich auch Gegenbeispiele, wo die Alten oder Schwachen tatsächlich ausgesetzt und liegengelassen wurden. Das mag mit den konkreten Menschen der Gruppe zu tun haben, aber auch mit den Umständen des Einzelfalles. Im Überfluss ist man natürlich eher geneigt, jemanden mit durchzufüttern, als wenn das Essen knapp wird. Und es gibt auch Menschenfunde, die eine deutlich grausamere Sprache sprechen: Vor 800000 Jahren in Spanien lebte der homo antecessor, nach den Funden zu urteilen ein grausamer Kannibale.
Nun haben wir 1 Million Jahre übersprungen, und tatsächlich gibt es von dieser Million Jahre nicht viel zu berichten. Teilweise scheint Feuer in dieser Zeit benutzt worden zu sein, aber die Beherrschung des Feuers ist erst seit einer halben Million Jahre nachweisbar. So lebte der Mensch damals noch ein weitgehend animalisches Leben. Sein Bewusstsein allerdings schuf sich bestimmte Vorformen von Sprache und neue, Kooperation begünstigende Sozialformen.
Ich möchte aber auch einen weiteren Gedanken zumindest aufwerfen: Wir haben aus dieser Zeit, von vor 1,8 bis 0,6 Millionen Jahren vor heute, einige Funde vorliegen, die uns das Leben zu dieser Zeit bestätigen. Erwähnt werden sollten vielleicht noch die Lagerstätten, die von Anfang an menschliche Gesellschaften begleiten. Aber ob es an dieser Stelle eine durchgehende Besiedlung gab, das kann ich nicht bestätigen. Wir sind gewöhnt, durch das Denken im Evolutionsprogramm, eine Population als durchgehend anzunehmen, denn andernfalls wäre sie ja ausgestorben. Aber denkbar ist auch folgendes: Die Götter, die die Menschen schufen, brauchten verschiedene Versuche, die Idee zu realisieren, und so gab es an den verschiedensten Orten Versuchsprojekte menschlicher Zivilisation, die mal mehr, mal weniger erfolgreich waren, sich aber letztendlich nicht durchsetzen konnten. Das ist blanke Spekulation, sollte aber erwähnt werden. Tatsache ist, daß die menschlichen Funde aus dieser Zeit allesamt Formen des homo erectus sind, des Urmenschen.
Vor 600000 Jahren beginnen dann, sich Weiterentwicklungen zu zeigen. Der homo heidelbergensis, der im schönen Neckartal gefunden wurde und auf 600000 Jahre vor unserer Zeit datiert wird, dokumentiert den ersten Schritt einer Entwicklung, die dann in den nächsten Jahrhunderttausenden zum Neandertaler wird. Diese Prä-Neandertaler sind die ersten zivilisierten Menschen in dem Sinne, daß sie sich nicht mehr nur an ihre gegebene Umwelt anpassen, sondern sich auch neue Lebensräume erobern, und zwar mit Hilfe des Feuers. Die systematische Nutzung des Feuers versetzt den Menschen in die Lage, sich auch außerhalb der tropischen und subtropischen Klimata zu bewegen. Neue Lebensräume, neue Nahrungsquellen, eine immer weiter verbesserte Sprache. Der Mensch tritt aus den Schatten seiner Vorfahren heraus und fängt an, sich etwas zu schaffen.
Vor 400000 Jahren in Bilzingsleben in Thüringen bauten sich Menschen einen gepflasterten Platz zwischen ihren kleinen Hütten, und ritzten Markierungen auf ein Mammutknochen; vor 300000 Jahren in Schöningen in Niedersachsen, bauten sie Speere, die sich mit modernen Speeren messen lassen können.
Aber die Besiedlung im Deutschen Raum war in den langen Kaltzeiten nicht möglich. Nur in den Warmzeiten drangen sie so weit nördlich vor, die Kaltzeiten machten das Leben nördlich der Gebirge unmöglich, und die Menschen zogen sich in die fruchtbare Schwarzmeersenke und weiter nach Anatolien und das Zweistromland zurück, sowie natürlich in die immerwarmen Tiefen des afrikanischen und asiatischen Großraumes.
Der Neandertaler erschien auf der Bildfläche als an die Kälte angepasstes, das Feuer beherrschende, sprechendes und soziales menschliche Wesen, das in Gruppen von etwa 30-50 Personen lebte. Es gab nie sehr viele Neandertaler, weit weniger auf jeden Fall, als das Land hätte ernähren können. Romantisch lässt sich sagen, der Neandertaler war halt ein Mensch, der sich in seine Umwelt eingepasst hatte, und darauf verzichtete, sich übermäßig zu vermehren, um nicht das Land zu sehr zu belasten. In Wahrheit war aber die ganze Geschichte der Geburt und Kinderaufzucht heikel und umständlich. Wir gehen davon aus, daß Neandertalerkinder bis zu 6 Jahren gesäugt und getragen wurden, so daß eine Frau in ihrem Leben kaum mehr als drei oder vier Kinder kriegen kann, die dann ihrerseits einen langen Weg durch eine gefahrvolle Kindheit haben, bis sie erwachsen sind.
Den Neandertaler missverstehen wir aber gründlich, wenn wir davon ausgehen, daß er eine Vorform von uns war, eine weniger gute Version, die halt weichen musste, als der Sapiens auf den Plan trat. Der Sapiens hat eine weiter entwickelte Sprache, kann deshalb mehr Personen in einer Gruppe behalten und besser zusammenarbeiten, und diese Zusammenarbeit machte ihn dem Neandertaler überlegen. Aber als einzelner Mensch war der Neandertaler dem Sapiens in nahezu allen Belangen überlegen: Er hatte seine Sinne besser beisammen, er war geschickter, kräftiger, geschmeidiger, er bewegte sich besser und er war klüger, wenn man als das Maß der Klugheit die verfügbaren Rechenoperationen im Oberstübchen fasst. Der Neandertaler hatte ein größeres Gehirn als wir, daß er allerdings weniger für soziale Belange verwendete , sondern dafür, zu checken, was in seiner Umgebung los ist. Wir Sapiens können uns Intelligenz schlecht als etwas vorstellen, das nicht im Vergleich mit anderen entsteht und sich entfaltet, aber das ist die Eigenart unserer Spezies. Die Neandertalergene schlagen vielleicht bei denen am stärksten durch, die Eigenbrötlerisch auf Selbstversorgung setzen und alles was selbst zu machen geht, selber machen. Es gibt diese Menschen, und sie sind nicht typisch für unsere Art. Die Art des Sapiens ist nämlich einen ganz anderen Weg gegangen: Ihr kam es nicht darauf an, daß sich der Einzelne zur Perfektion entfaltet. Der Sapiens ist eine Art, für den die Verständigung viel mehr ist als nur ein Zweck zur Organisation des Zusammen- und Überlebens in der Welt. Für den Sapiens wird die Kommunikation zum eigentlichen Kerninhalt des Daseins. Er kann nicht mehr so gut sehen, riechen und hören, er ist weniger geschickt, und alles, was er dafür gewinnt ist, mit seinen Kollegen reden zu können. Und das reicht. Das miteinander Reden ist der Kerninhalt des neuen Menschen. Er fängt an, Pläne zu machen, und kommt dabei in einen Bereich hinein, den es nie zuvor gegeben hat: Die Phantasie. Der Neandertaler wusste, wie die Welt war, und darin war er vermutlich weit besser als wir es uns auch nur denken können. Aber der Sapiens konnte sich eine Welt vorstellen, wie sie sein sollte, er schuf mit seinen Worten neue Welten, und die Erfolgsgeschichte des Sapiens über den Neandertaler ist der Sieg der Phantasie über die Materie.
Technisch gesehen war es wohl so, daß gut 150000 Jahre lang Neandertaler vor allem in den nördlicheren Gegenden lebten (weiter östlich dann die entfernteren Denisova Verwandten), und die Sapiens beschränkt auf das subtropische und tropische Klima Afrikas blieben. Einige Sapienspopulationen fanden den Weg nach Asien, konnten sich dort aber nicht durchsetzen. Von Palästina weiß man, das dort Sapiens und Neanderetaler abwechselnd und gleichzeitig die selben Gebiete bewohnten. Aber nachhaltig war das nicht.
Der Siegeszug der Sapiens begann nach einer Krise: Vor 80000 -70000 Jahren gab es wohl eine Kalt- und Trockenzeit, jedenfalls eine dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen, die dafür sorgte, daß die Sapienspopulationen nahezu ausgerottet wurden. Nur wenige und kleine Gruppen überlebten, aber sie waren die Vorfahren aller heutigen Menschen (abgesehen von einigen, insgesamt wenigen, Vermischungen mit Urmenschen).
Wenn wir also von der menschlichen Geschichte sprechen, dann starten wir am Besten dort: im afrikanischen Grabenbruch vor 65000 Jahren. Es gibt keinen Menschen auf der Erde, dessen Vorfahren nicht von dort stammten.
Die Geschichte des Homo Sapiens:
Bislang war alles Botanik gewesen, genetische Wunder auf jeden Fall, erstaunliche Entwicklungen allemal, und wahrscheinlich hatten auch die klügsten Wesen ever mit den Neandertalern schon gelebt. Aber jetzt kam etwas Neues: Das Reich der Phantasie.
Es wird häufig gesagt, daß es das abstrakte Denken war, daß den Sapiens von den anderen Menschenarten unterschied, und daß er durch das abstrakte Denken zur Kunst und zur ästhetischen Ausgestaltung seiner Umwelt kam, aber das ist nicht ganz richtig: Schon seit Jahrhunderttausenden beschäftigten sich Menschen damit, Striche in Knochen oder Muscheln zu ritzen, zu welchem Zweck auch immer. Beschäftigung, Zählzeichen, Schmuck. Auch die Neandertaler hatten schon Grabstätten angelegt und damit eine Vorstellung einer jenseitigen Welt bewiesen. Das Neue an den Sapiens war also nicht eine geistige Fähigkeit, die die Anderen nicht besessen hätten, es war einfach die Bereitschaft dazu, auch dem Nichtrealen seinen Platz in der Welt zu geben.
Den Anfang machten Muschelschalen, die als Schmuck verwendet wurden. Jemand bohrte Löcher in die Muscheln, um sie nacheinander auffädeln zu können. Der Schmuck hing an Frauen oder Feuerstellen.
Mahrud saß am Feuer. Es war ein winziges Feuerchen, gerade groß genug, um einen Stein zu erhitzen. Den Stein wollte er, wenn er heiß genug war, in das kleine mit Wasser gefüllte Erdloch geben, um in dem Wasser eine Suppe zu erhitzen. Mara, seine Tochter, hatte Beeren gesammelt, und zusammen mit dem Wurzelkräutern wäre das eine gute Zwischenmahlzeit. Es war ein Luxus, sicherlich, ein eigenes kleines Feuer zu machen, wo am großen Feuer jeden Tag abends zusammengesessen und Suppe für alle gekocht wurde, aber um gedörrtes Kaninchenfleisch brauchte sich Mahmud heute nicht kümmern, sie hatten erstmal genug, der Tag war schön und lang, und Mara hatte schon morgens ihre Tasche vollgesammelt, und es gab nicht viel zu tun. Auch das Holz für das Feuer hatten sie reichlich, im Wald war noch viel Totholz von dem Sturm des vorvergangenen Jahres, und es war so, daß er immer öfter stundenlag am Feuer sitzen konnte und nichts weiter tat als - eine Suppe zu kochen, das Fell, in dem die Suppe kochte zu säubern und zu präparieren, mit einer Fettschwarte eines der Schweine, die sie unlängst erjagt hatten. Die Muscheln hatten sie sowieso reichlich. Wenn es nichts anderes gab, Muscheln gab es immer. Er mochte die Muscheln, nicht als Nahrung, wenn es hieß, es gäbe heute Muschelsuppe, stöhnte er wie alle anderen und fügte sich ins Unvermeidliche und schlürfte aus seiner Schale, die er sich aus einem Widderschädel und Kaninchenfell gebastelt hatte, aber hinterher sammelte er die Schalen ein, er wußte selber nicht warum, aber er mochte es, mit seiner Hand durch einen Haufen trockener Muschelschalen zu fahren, dem an Regen erinnerndem Geräusch das sie machten zu lauschen, oder sie sich anzugucken und darüber zu sinnieren, daß in dieser Schale einmal ein Lebewesen gehaust hatte, und wie das wohl in seiner Welt gedacht hatte, welche Wünsche und Hoffnungen es gehabt haben mochte. Auch jetzt hatte er einen Haufen Muschelschalen neben sich liegen. Der Haufen war schon alt, und viele zerbrochene Schalen waren darunter, irgendwann hatten die Leute angefangen, die Muschelschalen gleich ihm vor die Hütte zu legen, weil sie sich so auch den Weg zum Abfallhaufen sparten, und eines Tages beschwerte sich Mahrud, und sagte, er wollen den Müll nicht haben, aber den Haufen voll Muschelschalen hatte er doch, und nicht immer war er glücklich darüber, und er wollte schon lange mal eine neue Hütte bauen, womit sein aus groben Ästen und Fellen gelegter Unterschlupf gemeint ist, der zwar theoretisch leicht neu zu machen war, aber irgendwie hatte sich Mahrud auch an den Platz gewöhnt und blieb hier. Er legte noch ein paar Zeige aufd Feuer, das zu dünn war, um den Stein wirklich zu erhitzen, und fing dann an, wie von ungefähr, aus seinem Muschelhaufen einzelne, gut erhaltene Hälften, herauszusammeln, und die schönsten legte er vor sich an das Feuer, und dann um das Feuer herum. Als er einen Kreis fertig hatte, fing er an, die Reste des Haufens wegzuschaffen. Dazu schaufelte er die zerbrochenen Schalen auf ein Fell, und mit dem trug er die Schalen zu ihrem Abfallhaufen am Waldrand.
Das Feuer hatte er in der Zwischenzeit vergessen, aber er konnte es noch einmal anfachen und legte neue Zweige drüber. Es wäre ja gelacht, wenn er den einen Stein nicht erhitzt kriegen würde.
Und so hütete er das Feuer, und zwischendurch machte er seinen Platz schön. Nachdem der Muschelring gelegt war, hatte er noch weitere Muscheln in dem Haufen entdeckt, und während er die einen aussortierte und zum Müll brachte, legte er die anderen in kleinen Kreisen an den großen Muschelkreis ran, und gerade als der Stein dann wirklich heiß war, und er ihn in sein Erdloch warf, kamen die Frauen von ihren Sammlungen zurück. Beth sah Mahrud an seinem Feuer sitzen und kam rüber, und staunte nicht schlecht ob des Muschelkreises. „Das sieht ja schön aus“, rief sie aus und setzte sich zu ihm, ließ die anderen Frauen bei den anderen Frauen am großen Feuer sein und teilte mit Mahrud und Mara die Suppe. Der junge Heno kam noch dazu, ebenso wie der unvermeidliche Styx, ein Griesgram, der wenig zur Gemeinschaft beitrug und mit niemandem im engeren Kontakt stand, den man aber duldete, weil niemand ihn wegprügeln wollte.
Beth und Marud aber saßen lange an ihrem kleinen Feuer, das irgendwann doch ausging, weil so viele Zweige Mahrud dann doch nicht vorgesammelt hatte, und sie legten bis in die Abenddämmerung hinein Muscheln an den Muschelring an und freuten sich darüber, daß er so schön aussah. Die Anderen kamen ab und zu gucken, aber niemand weiter interessierte sich für ihre Arbeit, und bald ging jeder wieder zu seinen Leuten ans Feuer und zu seinen Tätigkeiten. Beth und Marhud aber blieben auch in der Nacht zusammen.
Am nächsten Tag konnten sie nicht an ihrem Muschelring weiterarbeiten. Nicht nur, daß sie viel zu spät aufgewacht waren, es gab auch zu tun: Feuerholz sammeln, Wurzeln suchen, dann kam die Ansage, daß wieder neue Speere gebraucht würden, und das war eine Aufgabe für Mahrud, der er sich weder entziehen konnte noch wollte. Er baute gute Speere, auch wenn er keinen mehr schleudern konnte, seit er seinen Fuß einmal bös verdreht hatte. Es war keine lebensgefährliche Verletzung, aber seitdem hinkte er etwas und konnte nicht rennen, weil er immer kontrollieren musste, wie er den Fuß aufsetzt. Aber Speere konnte er gut zuschneiden. Auch seinen Faustkeil hielt er immer scharf. Er war geschickt, und das zuhauen von Ästen und Steinen gelang ihm besser, als vielen Anderen, und so hatte er seinen Platz in der Gruppe behaupten können, auch als er nicht mehr mit den anderen Männern auf die Jagd ging, sondern im Dorf blieb wie die Frauen. Und die Jäger freuten sich über gut behauene Speere, besonders die, die zu grobschlächtig waren, sich einen guten eigenen zu schnitzen, aber kräftig genug, ihn gut zu verwenden. Es war toll, wenn es einem gelang, ein großes Wildschwein zu erlegen, denn Schweineschwarten waren ein hervorragendes Werksmittel, und auch damit wusste Mahrud gut umzugehen, wie ihm so vieles in den Schoß flog. Trotzdem hatte er eine pragmatische Einstellung zur Arbeit. Jeden Tag gab es etwas zu tun, und das tat er, aber danach suchte er nicht nach einer neuen Betätigung, sondern zog sich zurück, massierte seinen Fuß, der immer etwas weh tat, und kochte sein eigenes Süppchen.
Heute aber waren Speere dran, und das dauerte länger. Sicherlich, eigentlich war ein guter Ast in einer halben Stunde so weit bearbeitet, das man ihm einem Tier gut in die Seite stoßen konnte, aber ein guter Speer sollte auch fliegen können, und da gab es große Unterschiede, je nachdem, wie genau ein Ast behauen wurde. Wo der optimale Schwerpunkt lag, das war eine Sache des Gefühls, das merkte man an der Neigung, mit der der Ast sich in die Hand wiegte, und je gleichmäßiger der lange Schaft dann auslief, umso fester lag der Speer in der Luft und entsprechend größer waren die Erfolgsaussichten für die Jäger. Also hatte es sich so eingebürgert, das beim Speeremachen die Männer die Äste grob zuhauten, und sie dann Mahrud für die Feinarbeit gaben. Heno war dabei immer an Mahruds Seite und schaute ab, was es alles zu lernen gab. Einige andere Halbwüchsige machten auch mit, und auch zwei Frauen halfen, die kräftige Merit und auch Janis, die selber gern jagte und eine gute Speerwerferin war, denn auch wenn ihr die Kraft fehlte für die ganz großen Tiere, so war sie sehr geschickt und treffsicher und hatte sogar schon einmal ein Schwein erlegen können.
Die Sache mit den Frauen war für Mahrud nicht ganz einfach. natürlich sehnte er sich nach einer Bettgenossin, allein für die Wärme in den kälteren Nächten, und weil es gemütlich ist, aneinander zu liegen, aber tagsüber mit ihnen umzugehen war eine ganz andere geschichte. Sie redeten viel und wollten immer irgend etwas, dagegen war Mahrud war froh, wenn er für sich seine Arbeit machen konnte und ruhig sein dabei. Aber Frauen wollten ihre Arbeit machen und dabei reden. Und das taten sie, stundenlang und den ganzen Tag, und wenn sie nicht redeten, dann sangen sie, und wenn mal garnichts zu hören war, dann lachten sie aus heiterem Himmel wie über einen Witz, den Mahrud nicht verstand, und er hatte es aufgegeben, nett mit ihnen zu sein und so zu tun , als ginge ihn das etwas an, was sie unter sich auszumachen hatten, und im Gegenzug verloren die Frauen die Lust, sein schweigsames Lager zu teilen. Aber nun war das so, und das war auch gut so. Langsam fassten sie wieder Vertrauen zueinander, auf einer nüchterneren, objektiveren Ebene, die mahrud besser verstehen konnte. Über diese Dinge grübelte er also des Tags nach, bei der Arbeit, und am Feuer waren sie alle lustig zusammen, und ihr Magier, der alte Pelle, hatte Pilze gesammelt und in die Suppe geworfen, und sein Grinsen verriet, daß es mit diesen Pilzen was auf sich hatte.
Es war eine sternenklare kalte Mainacht und sie blieben lange am Feuer sitzen und tanzten und sangen, und die ganze Zeit saß Beth neben Mahrud und Mahrud war so gelöst wie lange nicht mehr.
Mit Beth war das Reden anders. Sie sprach leise und sagte wenig, aber manchmal fing sie an mit ihrer leisen Stimme zu erzählen, und dann erzählte sie von den Träumen die sie hatte. Mahrud hatte noch nie jemanden so über seine Träume erzählen hören. Wenn jemand aus dem Schlaf hochschreckte, weil er was geträumt hatte, dann lachten die Anderen und niemand gab dem eine Bedeutung zu. Vielleicht hatte Pelle mal so etwas gesagt, aber der redete auch viel, wenn der Tag lang war, und das meiste war nur schwer zu verstehen. Er erinnerte sich, daß er als Kind mal von einem Traum erzählen wollte, aber keiner hatte ihm zuhören wollen. Er fragte sich, ob das der Grund war, warum er so anders als die anderen war, weil er seinen Träumen nachhing, und jetzt erzählte Beth ihm von ihren Träumen und Mahrud erinnerte sich daran, daß er auch Träume hatte, die er einmal hatte beachten wollen. Und so redeten sie in der Nacht, und tags, wenn nicht viel zu tun war, legten sie Muschelringe um das Feuer, und ihr ganzer Verschlag war mittlerweile geschmückt und behangen, und sah ganz sonderlich aus.
Eines Tages kamen dann die Löcher in die Muscheln, um sie zu einer Kette zusammenzubinden und Beth um den Hals zu legen, die das erste Erdenwesen war, das Schmuck getragen hatte. Und die Geschichte ist eine Liebesgeschichte und Beth und Mahrud lebten lange und glücklich zusammen, bis beth bei einer Kindgeburt starb und Mahrud aus gram gleich hinterher. Und ob sie Kinder haben, das ist natürlich nicht überliefert, aber wenn ihr einziges Kind die Erfindung des Schmucks gewesen ist, dann haben sie reichliche Nachkommen bis auf den heutigen Tag.
Die Liebe
Über den Menschen zu sprechen und über die Liebe zu schweigen, ist, als spräche man über die Erde und lasse die Kontinente weg. Während das Konzept der Zweisamkeit durch den Fortpflanzungsmechanismus schon in die dna der frühesten Mehrzeller eingeimpft war, ist die Liebe der Menschen doch weit mehr als ein biologischer Mechanismus der Verhaltenssteuerung. Die psychische Bindung an einen anderen Menschen durch die Liebe ist etwas ganz grundsätzliches, ein Phänomen, ohne das wir den Menschen nicht verstehen können.
Schon der Schimpanse kennt ja Liebesspiele. Die Attraktion, auch das Gerne-Zusammen-Sein, die unbedingte Treue schon viel früher im Tierreich, all das sind Phänomene, auf denen die menschliche Liebe aufbaut, um etwas ganz neues in die Welt zu setzen:
Auch im Tierreich gibt es Zuneigung und Abneigung, die Hackordnung der Hühner kommt ebensowenig mit subjektiven Vorlieben aus, wie das Schimpansenrudel. Liebe und Sex ist ein Motor des tierischen Lebens insgesamt, und wo dieser Motor ausgeprägt ist, da erinnert er an menschliche Verhaltensweisen.
Aber für Menschen ist die Liebe mehr. Wir haben gesehen, daß wir Menschen seitdem als Menschen identifizieren, seit sie angefangen haben, ihre schwachen Mitglieder mitzuernähren. Auch das ist Liebe. Vielleicht eher Mitgefühl als Liebe, aber doch eine Form von Liebe. Das Menschen sich umeinander kümmern, macht sie stark. Man kämpft entschlossener, wenn man für Andere kämpft. Auch die Löwenmutter, die ihre Kleinen verteidigt, macht sich für Andere stark, also wo ist die Grenze, was macht das menschliche Lieben aus? Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn wir ein Bild davon kriegen, was es mit dem menschlichen Bewusstsein auf sich hat.
Das menschliche Bewusstsein wurde bislang noch nicht besser erklärt, als das Phänomen einer Reintegration zweier unabhängiger Gehirnhälften zu einem einzigen Bewusstsein.
Das in sich selbst zerstrittene, das zweifelnde und wankelmütige Bewusstsein der ersten Menschen konnte in sich selbst keine Stabilität finden, da ein zweigeteiltes Bewusstsein keine wahre Identität besitzt. Der Mensch ist daher, mehr als jedes andere Wesen, darauf angewiesen, ein Gegenüber zu haben, in dem er sich selbst wiedererkennen kann. Die Liebe ist also nichts weniger als der Ersatz für das verlorene Selbst. Im Anderen findet sich der Mensch, weil er in sich zweifelnd ist. Damit ist es für den Menschen nicht mehr nur allein entscheidend, wie er die Welt sieht, sondern es wird immer wichtiger, wie andere die Welt sehen. Und das ist der Grund für die Entwicklung der Sprache, für die Entwicklung der Gemeinsamkeit, und auch der Grund für die Entwicklung unserer Hypersexualität. Es scheint wohl kaum ein anderes Tier zu geben, das mit solch ständiger Vehemenz seinem Fortpflanzungstrieb nachgeht. Menschen kopulieren völlig unabhängig von Fruchtbarkeitszyklen, und obwohl für die Fortpflanzung ein Akt einmal im Jahr völlig ausreichen würde, denken wir ständig daran und tun es hundertmal und mehr in dem Zeitraum. Dabei steigern wir uns in eine Ekstase herein, die alles andere als unwichtig verblassen lässt, und die Existenz des Partners unserer Wahl wird für uns wichtiger als die eigene kreatürliche Existenz.
Die Liebe wäre aus objektiver Sicht kaum anders als wahnsinnig zu nennen, so greift sie in unser Leben ein und bestimmt es. Sprache und Kultur, alle Errungenschaften, die wir als Menschen uns geschaffen haben, sind Ausdrucksformen der zugrundeliegenden Liebe, denn das ist die Motivation, die den Menschen kreativ werden lässt. Und im Laufe der Zeit haben wir gelernt, unseren Drang zur Liebe nicht nur in sexueller Weise auszuleben, sondern mit ihm kreativ zu werden. Wenn Mahrud Beth eine Kette bastelt, dann tut er das nicht, weil er darauf hofft, das Beth dann mit ihm schläft. Aber die Hoffnung, daß sie mit ihm schlafen könnte, motiviert ihn dazu, tags seine Arbeit gut zu machen, um sie beeindrucken zu können, nicht um ihr zu beweisen, wie toll er ist, sondern weil er sich selbst gut fühlt dabei, wenn er etwas schafft. Und das ist ja auch das Geheimnis der Liebe: Nicht der Schmuck ist es, der ihr gefällt, sondern die Geste, die dahintersteht. Aber nicht die Geste ist es, sondern die gesunde Kreativität, von der sie zeugt. Nicht die Gesundheit ist es, sondern die höhere Schwingung des Organismus, von der sie kommt. Und Schwingungen, das ist das, auf das alle Lebewesen anspringen. Lebewesen sind schwingende Entitäten im schwingenden Raum, und wo die Schwingungen gut sind, da lässt es sich gut sein und leben, und deshalb zieht es jedes Lebewesen hin zu den höheren Schwingungen, und es verweilt gerne dort, wo es sie erfahren kann. Und deswegen werden Menschen attraktiv füreinander, wenn sie kreativ sind.
Wenn wir also den Menschen vor 65000 Jahren beobachten, und darauf kommen, daß er hier zum ersten Mal Schmuck hergestellt hat, dann sprechen wir von einer höheren Schwingung durch die Erfindung der ästhetischen Welt. Der Mensch erhebt sich spätestens hier aus seinen kreatürlichen Fesseln und bewegt sich in die Welt, die er sich selber schafft.
Nicht neu hingegen war der Expansionsdrang. Frühere Menschen wie der Neandertaler vermehrten sich nie sehr stark, trotzdem bewegten sie sich in weit größeren Räumen, als sie für ihre Bevölkerungsdichte gebraucht hätten. Auch der Sapiens hatte schon vorher sich in gewissem Maße ausgebreitet: Vor 100000 Jahren lebte er jedenfalls im Nahen Osten, hatte sich aber anscheinend nicht durchsetzen können. Einige Forscher gehen davon aus, daß die Vermischung zwischen Sapiens und Neandertaler schon hier stattgefunden hatte, vor 100000 Jahren, und daß die vor 60000 Jahren neu einwandernden Sapiens sich nicht mehr mit Neandetalern kreuzten, sondern mit den Hybriden, die sich dort ausgebildet hätten. Auch das ist eine denkbare Variante. Ich gehe davon aus, daß die Sapiens in der Kaltzeit von vor 80.000 Jahren überall außer in Afrika ausstarben, und das dort dieser genetische Flaschenhals entstand, der die kleine Varianzbreite unserer Gene erklärt.
Die Sapiensmenschen drangen also vor 65000 Jahren über den Nahen Osten und Arabien nach Eurasien vor. Sie hatten, nebst einem rudimentärem Kunstverständnis, vor allem eine ausgefeilte Sprache im Gepäck, die es ihnen erlaubte, erheblich größere Rudel zu bilden und wirkungsvoller arbeitsteilig zu arbeiten. Auch die Vermehrungsrate wurde durch die Arbeitsteilung angeregt, noch nicht so deutlich wie nach der landwirtschaftlichen Revolution, aber deutlich genug, um einen demographischen Unterschied zu machen. Die Neandertaler und Denisovas lebten in und als Teil der Natur, sie veränderten ihre Umgebung nicht und nicht nachhaltig und waren es zufrieden, Teil des Ganzen zu sein. Die Sapiens waren anders: Sie formten die Welt um, zunächst durch die Konsumption der Großfauna. Um nach Australien zu kommen, benutzten sie augenscheinlich Boote, und auch die Besiedelung Amerikas ist, trotz Beringstraßenbrücke, nur mit Booten realistisch denkbar.
Eine Besiedlungsgrenze war für die Sapiens vor 60000 Jahren noch die Kälte der nördlichen Steppen, und einiges spricht dafür, daß diese Grenze nur überwunden werden konnte, indem sich die Sapiens auf die Neandertaler einließen, um von ihnen Kulturtechniken der Kälteanpassung zu übernehmen, sowie vielleicht auch die ein oder andere genetische Adaption.
Sicher ist jedenfalls, das der Sapiens ab 45000 Jahre vor unserer Zeit begann, aus der Schmarzmeersenke hinaus das Donautal hochzuwandern und zu besiedeln, und das ist dann der Startschuß für die Begebenheiten, aus der dann die Kulturen und Zivilisationen Europas entstanden.
Der Zeitplan ist dabei etwa wie folgt: 40.000 - 30.000 Jahre: Blütezeit des Altsteinzeitlichen Menschen, Erfindung der figürlichen Darstellung im Lonetal. 30.000 - 22.000 BT: Kultureller Niedergang in Europa. 22000-16000: Nord- und Mitteleuropa im Griff der Eiszeit unbesiedelt. Beginn der Besiedelung Amerikas. Ab 16000: Die Natufien Kultur mit deutlichen religiösen Vorstellungen. Beginn der Zivilisation im engeren Sinne. Tempelanlage Göbleki Tepe. Vorlandwirtschaftliche Sesshaftigkeit? Jedenfalls sippenübergreifende Sozialstrukturen.
Als um 13500 bt Göbleki Tepe (und im selben kulturellen Zusammenhang nur wenig später auch die Sphinx) gebaut wurde, kam die Menschheit an einem entscheidenden Wendepunkt an: In dem immer wärmeren und besseren Klima des beginnenden Holozäns hatten die Menschen eine Bevölkerungsdichte erreicht, die sie zum ersten Mal dazu nötigte, stammesübergreifend Dinge zu regeln. Die Tempelanlage ist dafür ein eindrucksvoller Beleg: Während wir den religiösen Zweck der Anlage allenfalls erahnen können, ist ihr politischer Sinn ganz offensichtlich: Einen zentralen Ort zu schaffen als Treffpunkt für alle in einem weiterem Umkreis lebenden Stämme, damit die hier ihre Angelegenheiten klären können. Politik ist etwas zweischneidiges: Während die hehre Absicht darin liegt, den erbarmungslosem Kampf Jeder gegen jeden, und damit die Macht der rohen Gewalt des Stärkeren gegen den Schwächeren, zu bändigen und damit im Zaum zu halten, und jedenfalls gewaltlosere Varianten der Konfliktlösung zu etablieren, ist das traurige Ergebnis der Politik doch meist, das der Stärkere hierdurch ein Mittel in die Hand kriegt, den Schwächerem seinem Willen zu unterwerfen, und zwar wirkungsvoller und nachhaltiger, als es die bloße Gewalt je könnte. Die Kräfteverhältnisse können sich ändern, und nach einem guten Jahrzehnt mag der Unterlegene dem vormals Überlegenen ebenbürtig geworden sein, aber für politische Verhältnisse gilt das nicht. Wer die Macht erstmal hat, der hat damit auch die Mittel, sie sich zu erhalten.
In Göbleki Tepe wissen wir allerdings noch nichts von einer privilegierten Priesterkaste, die sich die Überschüsse der Armen aneignet. Der Leviathan war noch nicht geboren, und noch befinden wir uns im Bereich einer Politik, die schnell wieder gegenstandslos wird, wenn im Zuge einer kurzfristigen (1000jährigen) Rückkehr der Eiszeit die Stämme wieder auseinanderfallen.
Die Erfindungskraft der Menschen hatte schon in den Jahrtausenden zuvor auch zu anderen Neuerungen geführt. Die Nadel mit Öhr revolutionierte die Bekleidungstechnik. Der Hund wird domestiziert. Wildschweine werden als Fleischvorrat gehalten, und Haselnusssträucher in Hainen gepflegt. Die Moderne greift nach den Menschen.
Und dennoch ist die Erfindung der Landwirtschaft ein großes Rätsel. Aus zwei Gründen: Erstens gibt es kaum Vorläufer in der systematischen Landnutzung. Wildschweingehege und Haselnusshaine sind zweifellos ein Beleg dafür, wie man die Landnutzung intensivieren kann, so daß man sich denkt, wenn sie diese Techniken mit der Zeit ausgebaut haben, dann werden sie auch auf intensivere Landwirtschaftliche Methoden gestoßen sein. Aber das ist nicht der Weg, wie es ging. Denn die Landwirtschaft, so wie wir sie kennen, beruht auf der Voraussetzung, daß die geeigneten Pflanzen auch vorhanden sind. Und hier kommen wir nun wirklich zu einem Rätsel, denn es gibt weder wildes Getreide, noch wilden Mais, es gibt noch nichtmal wilde Äpfel (mit genießbaren Früchten), kurz, die gesamte Landwirtschaft beruht auf einem genetischen Innovationstrip, der seinesgleichen sucht. Die Mainstreamhypothese der allmählichen Entstehung der Arten durch mutationsbasierte Evolution löst dieses Problem, indem sie es ignoriert. Aber wie wurde aus wilden Äpfeln eine wohlschmeckende Frucht gezüchtet? Wie schafft man aus Gräsern Getreide? Jedenfalls nicht mit mittelsteinzeitlichen Mitteln. Das sind Aufgaben, mit denen sich moderne Genetiker durchaus schonmal befassen können, und entweder hatten die mittelsteinzeitlichen Menschen von damals Techniken zur Verfügung, die wir heute nicht mehr kennen und verstehen, oder - plausibler - die Innovation der Kulturpflanzen ist ein Geschenk der Götter an die Menschen. Eine solche Erklärung paßt dem materialistischem Geist natürlich gar nicht, und er flüchtet sich in Schutzbehauptungen, wie etwa die, daß es Vorformen der Arten gegeben haben müsse, nur kann man die nicht entdecken.
Zu ihrer Verteidigung muss man sagen, daß wir von der mittelsteinzeitlichen Welt nur sehr wenig wissen, vor allem auch, weil die Menschen in ihrer Mehrzahl in Meeresnähe wohnen, der Meeresspiegel damals wesentlich niedriger lag als heute, und somit die mittelsteinzeitlichen Hochkulturen, so wie sie es gegeben haben mag, vom steigenden Meer verschlungen wurden.
Aber vom Apfel weiß man, daß alle heutigen Sorten von einer Ursorte abstammen, die vor zwöftausend Jahren im Kaukasus auftauchte. Im Mainstreambild funktionierte das so, daß dadurch, daß die Menschen mobiler wurden und ihre Handelswege entfernte Regionen miteinander verbanden, Hybridsorten entstanden, die größere Früchte hatten. Sicherlich, eine vernünftige Arbeitshypothese, der ich nicht widersprechen wollen würde. Der Gedanke ist jedenfalls einfacher als der, zu erklären, wie das Getreide gezüchtet werden konnte, aber auch dafür gibt es Hypothesen, die das alles als Ergebnis eines trial and error Verfahrens innovationsfreudiger Menschen darstellen. Gut, daran kann man glauben, ebenso wie daran, daß die chemische Evolution dank eines ungeheuren Zufalls Leben hervorgebracht habe, genau wie daran, daß der Mensch, mangels anderer Fossilienfunde, aus den Landaffen hervorgegangen sei, die vor drei Millionen Jahren Afrika durchstreiften, genau wie daran, daß der Pyramidenbau das egomane Projekt eines frühen Alleinherrschers war oder daran, das Geist- und Wunderheilungen, Nahtoderlebnisse und überhaupt spirituelle Erfahrungen und Wahrnehmungen nichts anderes als Suggestionserlebnisse seien, Wahnbilder eines Geistes, der das glaubt, an das er glauben will. Das ist der materialistische Glaube, der die Begrenztheit und Abgeschlossenheit des menschlichen Universums postuliert. Es ist bei ihm so wie mit jedem Glauben, daß entgegenstehende Erkenntnisse und Theorien nicht gesehen werden können. Aber letztlich ist der materialistische Glaube identisch mit dem Glauben an das luziferische Prinzip, der Reduktion des Menschen und der Welt auf die materielle Ebene, und damit das Leugnen eines Sinns und einer Verantwortung im Leben.
Dabei weiß auch die Naturwissenschaft, daß das Wesen der Materie aus Energie besteht, das Materie nichts anderes ist als „geronnene“ Energie, und daß es darüberhinaus multiple Dimensionen und Universen gibt, deren Wechselwirkungen noch nicht verstanden sind. Es widerspricht also dem wissenschaftlichen Glauben, nicht aber den wissenschaftlichen Fakten, zu behaupten, wir seien Lichtwesen, und das die materielle Welt aus dem Geist entsteht, der intentionalen Schwingung, und das es einen göttlichen Plan gibt, nach dem wir leben können, oder gegen den wir uns mit Hilfe unseres freien Willens auch zur Wehr setzen können. Natürlich ist es eine Option, sich an Luzifers Seite zu stellen und zu versuchen, aus der Materie Geist zu schaffen. Nichts anderes tun wir, wenn wir den virtuellen Welten eine künstliche Intelligenz abtrotzen wollen. Es ist lediglich mein Glaube, der sich für einen anderen Weg entscheidet: Den Weg für das Licht, den Weg zu suchen, im Einklang mit den kosmischen Gesetzen zu wirken und zu handeln, und darum die Verbindung zur göttlichen Quelle, zur höheren Inspiration, stets zu suchen und ihr nachzugehen.
Wann die Menschheit die Pfade Gottes verlassen hat und begann, von Krieg, von Haß und Gewalt zu leben, von Raub und Raubbau, unter staatlicher Autorität und mit religiöser Leitung, ist eigentlich recht genau eingrenzbar: Es ist der Zeitraum, den die Inder als das „Kali Yuga“ bezeichnen, das Zeitalter des Eisens (nicht zu verwechseln mit der Eisenzeit), dem dunklen Zeitalter, der Ragnarökk. Wir datieren das auf 5000 Jahre vor unserer Zeit. Bis dahin hatten die Menschen in relativem Frieden untereinander gelebt, aber jetzt kamen mit der Bronze die Waffen, mit den Städten die Hierarchien, mit der Schrift die Bürokratie, und mit den Königen die Armeen. Ab jetzt mußte sich unterworfen werden. Natürlich war das ein schleichender Prozeß, der erst im letzten Jahrtausend vollendet wurde, aber er begann damals, mit der Bronze, in Sumer und Ägypten.
Aber bis dahin haben wir noch einige tausend Jahre einer Entwicklung nachzuzeichnen. Mit der Landwirtschaft beginnt auch die menschliche Kulturgeschichte, sich zu diversifizieren. So rede ich von Deutschland, in dem ich lebe und in dessen Sprache ich schreibe - auch wenn Deutsch mittlerweile eine sterbende Sprache ist, die die Fähigkeit zur Wortneubildung unter dem anglizistischem Druck fast schon verloren hat und bedrängt wird von einer sprachregulierenden Bürokratie. (Ich liebe die englische Sprache, and I would speak for the introduction of english as the common language of Europe, for people can speak two languages, the one for the official purposes, that would be english, and the language of the hood, die dann nicht so sehr Deutsch ist, als vielmehr der regionale Zungenschlag - leider ist das niederdeutsche aus unserem Sprachgebrauch fast vollständig verloren gegangen, und wir können unsere eigene Mundart nicht mehr sprechen, allenfalls noch imitieren, aber, da Englisch für mich auch nach wie vor umständlich ist, und ich nicht hoffen kann, jemals die skills eines native speakers zu erlangen, schreibe ich weiter in dem Hochdeutsch, das sich nun hierhin eingebürgert hat. Es ist meine Sprache.)
Was die Menschen in Deutschland vor zehntausend Jahren gesprochen haben, können wir heute nicht mehr nachvollziehen. Garnicht. Wir wissen von Hunter-Gatherer-Populationen, die dem schwindendem Eis mit den Großtierherden hinterhergezogen sind. Die Ackerbauern waren eine zweite Populationswelle, die seit 8000 Jahren begann, sich in Mitteleuropa auszubreiten. Wo sie auf Huntergatherer trafen, lebten die beiden Bevölkerungsgruppen friedlich nebeneinander her, weitgehend ohne sich zu vermischen. Die ersten Hochkulturen in Europa entstanden.
Und hier beginnt jetzt ein spannendes Kapitel: Die Megalithkultur. Vor 7000 Jahren fingen die Menschen am Mittelmeer und der Atlantikküste an, riesige Steine zu bewegen, sie als Dolmen aufzustellen. Als Grabplätze, als Kultplätze, zu astronomischen Zwecken oder zu Zwecken, die wir heute nicht nachvollziehen können. Von 7000 - 5000 Jahren vor unserer Zeit erlebte Europa ein goldenes Zeitalter. Überschüsse in der Produktion schuf die Freiräume für ein reiches kultisches Leben. Ringanlagen wie Stonehenge wurden über Jahrtausende genutzt. Und obwohl man den ein oder anderen Blutzauber schon belegen kann, scheint die Zeit doch insgesamt friedlich gewesen zu sein: Keine Kriege, keine Schlachten, keine Befestigungen außer den Begrenzungen für das Vieh, keine Verteidigungsmaßnahmen, keine übergeordnete staatliche Kontrolle. Freiheit. Die Sprache der Megaltihbauern können wir übrigens erahnen, denn mit dem Baskischen ist der Rest eine der alten Sprachen noch auf uns gekommen. man spricht vom Vaskonischen dieser Zeit.
Nach der Erfindung der Keramik waren diese Menschen mit allem ausgerüstet, was sie für ein gutes Leben benötigten. Und so hätte es immer bleiben können, aber der menschliche Erfindungsgeist ruht nicht - oder war es doch ein zu ehrgeiziger Gott? Jedenfalls, vor 5000 Jahren wurde die Bronze erfunden, und damit änderte sich alles.
Nur eines wäre noch davor zu erzählen, und das ist die Flutung der Schwarzmeersenke.
Die Schwarzmeerregion war schon immer ein Hotspot der menschlichen Entwicklung gewesen. Wenn in den Kaltzeiten das Eis wieder vorrückte, zogen sich die Menschen Mitteleuropas entlang der Donau in die warme Schwarzmeersenke zurück, wo sie durchgehend günstige Bedingungen vorfanden. Zu Ende der letzten Kaltzeit, vor etwa 16000 Jahren, begannen die Menschen sowohl vom Schwarzmeer aus, als auch von Iberia, wo ebenfalls Menschen hatten überleben können, Mitteleuropa wieder zu besiedeln. Das Schwarze Meer aber blieb ein Zentrum der kulturellen Entwicklung. Zwar kam die Landwirtschaft im Wesentlichen vermutlich aus den südlicheren Gefilden des Zagrosgebirges und des Zweistromlandes, aber so genau können wir das gar nicht feststellen. Denn das Schwarze Meer war zu dieser Zeit ein Binnensee, dessen Wasserspiegel etwa 200m unter dem Meeresspiegel lag. Es gab dort also eine riesiges, wegen der tiefen Lage sehr warmes Gebiet, das von Menschen durch die Eiszeit hindurch besiedelt gewesen war, und möglicherweise, aber das ist blanke Spekulation, hatte sich die Landwirtschaft hier entwickelt, ehe sie in den fruchtbaren Halbmond exportiert wurde. Möglich ist das. Was wir wissen ist, daß dieses Gebiet der Schwarzmeersenke vor ca 8000 Jahren geflutet wurde. Am Bosporus bahnte sich das aufgestaute Wasser vom Mittelmeer Bahn und überflutete in dieser schon historisch zu nennenden Sintflut das ganze Land. Das sich ein Noah mit einem Kahn auf den Berg Ararat flüchtete, ist vor diesem Hintergrund sehr gut nachvollziehbar.
Nach der Sintflut begann die menschliche Kultur, Fahrt aufzunehmen. Die Menschen hatten mit der Entwicklung von Landwirtschaft und Töpferware die Voraussetzungen dafür geschaffen, Überschüsse erzielen und verwalten zu können, und daraus entstanden nun die ersten größeren Siedlungen, Dörfer, die über sich hinauswuchsen und zu Städten wurden. Vor 7000 Jahren gab es drei Zentren der kulturellen Blüte im westeurasiatischen Raum: Im Zweistromland begannen mit Uruk und Jericho erste Städte sich zu bilden. In Vinca, also entlang der Donau entstand ebenfalls eine hochstehende Kultur, die zwei- und dreistöckige Häuser bauten, Gold schmiedeten, ihren Götter an den Öfen Schreine bauten und Tontafeln herstellten, auf denen abstrakte Symbole eine Art spiritueller Vorläufer der Schrift zu sein scheinen. Und entlang der Mittelmeer- und Atlantikküste begannen die Megalithbauern mit ihrem kultischem Leben, augenscheinlich eine Bauern- und Fischergesellschaft, die ihre reichen Überschüsse weitgehend egalitär verwaltete. Möglicherweise ruhen in ihr die Vorstellungen von Atlantis, denn auf dem Grund der Nordsee, im damals trockenem und fruchtbarem Doggerland, kann man vorhistorische Städte vermuten, beispielsweise am heiligen Fels Helgoland.
Diese zweitausend Jahre, von 5000 v.Chr. bis 3000 v. Chr. kann man getrost als ein goldenes Zeitalter betrachten, denn abgesehen von den Schicksalsschlägen, die zum menschlichen Leben dazugehören, war dies im Wesentlichen eine Zeit der prosperierenden Entwicklung. Das Land war noch nicht gesättigt von den Menschen, und wenn es irgendwo zu viele gab, so konnten die Jungen auswandern und neue Gebiete besiedeln.
Aber vor 5000 Jahren begann eine neue Zeit. Nun waren die besten Gebiete besiedelt, und es kamen immer mehr Menschen dazu, und nun fingen die Menschen an, Schutzmauern um ihre Städte zu bauen, um sich zu verteidigen, und sich unter Königen zusammenzuschließen, um die Reichtümer ihrer Nachbarn zu rauben. Und seitdem ist der Frieden vorbei und es herrscht Krieg. Nicht überall und zu jeder Zeit, aber immer als latente Möglichkeit. Und wo es Könige gab, die Armeen befehligten, da gab es bald auch ein Heer von Beamten und Verwaltern, die nur ernährt werden konnten, in dem man den Bauern ihre Überschüsse abpreßte, und das ist der Beginn des Kali Yuga, des, dunklen, des eisernen Zeitalters, in dem die Menschen fest in der Hand des dunklen Gottes Satan und seiner Diener stehen. Es wurde nicht nur die Bronze erfunden, mit der sich Waffen herstellen ließen, sondern auch die Schrift, die Besitzverhältnisse verewigen konnte, und diese beiden Inventionen raubten den Menschen die Freiheit und machten sie zu Sklaven der Herrschaftsverhältnisse. Seitdem ist alle Freiheit, der wir uns erfreuen, nur geliehen, und kann jedem von uns nach Gutdünken der Herrschenden gegeben und genommen werden, so daß wir nur wie fallende Blätter sind, die vom Wind hierher und dorthin getrieben werden, die aber ihr eigenes Leben nicht in der eigenen Hand haben. Oder bist Du frei, Dir im Wald eine Hütte zu bauen und von der Jagd und dem Sammeln von Früchten zu leben? Nein, Du bist ein Sklave der Gesetze, und alles was frei sein könnte, sind Deine Gedanken, aber die zu beherrschen gibt es die Religion.
Das Menschen spirituell denken, ist eine altbekannte Tatsache. Die Vorstellung an ein Leben nach dem Tod wird spätestens da greifbar, wo Menschen anfangen, ihre Toten mit einigem Aufwand zu beerdigen, und das ist seit 100.000 Jahren der Fall. Auch von den Neandertalern gibt es dokumentierte Beerdigungen, die möglicherweise auf die Begegnung mit dem Sapiens zurückzuführen sind, und auch einen Neandertaleraltar in einer Höhle hatte man ausfindig machen können. Und der Speerfund von Schöningen lässt durchaus die Vermutung zu, das die Speere aus kultischen Gründen beiseite gelegt wurden, etwa weil Speere, die ein Tier getötet hatten, nicht mehr wiederverwendet wurden. Aber das sind alles Spekulation und Einzelfunde. Die systematische Entwicklung von spirituellen Vorstellungen beginnt mit den Figurinen aus der schwäbischen Alb, die möglicherweise auch nicht mehr sind, als das, was sie sind - dem Leben nachempfundene Figuren, die aber wenigstens den Weg bereiten zu den konkreteren schaministischen Praktiken der Höhlenmalereien, die kaum anders als kultisch zu erklären sind.
Die Verhaltenspsychologie geht davon aus, daß der Mensch vorsorglich in jedem Baum oder Stein Gesichter vermutet, weil es sicherer ist, einmal zuviel einem imaginiertem Freßfeind auszuweichen, als einmal zu wenig einem realen. Diese konditionalistische Erklärung finde ich nicht sehr befriedigend. Dann wäre der Spiritismus quasi das Ergebnis eines Reflexes. Dabei ist die Spiritualistische Weltsicht das Ergebnis eines ganz anderen Vorgangs, nämlich genau der Überwindung der tierischen Reflexe des Bewußtseins, hin zu einem selbstreflektierendem Bewußtsein. Der Mensch mag, wie das Tier, aus Schreck fliehen, bevor er feststellt, das es doch keine Gefahr gibt. Daraus folgt aber keine Weltsicht. Die gibt es erst in dem Moment, wo der Reflex eben nicht mehr das Handeln bestimmt, sondern eine Wahl entsteht. Das Bewußtsein ist nichts anderes als die Organisation der Wahlmöglichkeiten, und daraus wird ersichtlich, das Reflexe, reflexhaftes Verhalten, oder anders definiert: behavioristisch erklärbares Verhalten im Bewußtsein keinen echten Platz hat. Reflexe sind unbewußtes Verhalten. Das Bewußtsein steuert die Dinge, die von den Reflexen nicht bearbeitet werden können.
Glazunow erklärt das Bewußtsein als Folge der Reintegration der miteinander streitenden Gehirnhälften, und diese Erklärung ist die beste, die wir haben. Im Grunde genommen sogar die Einzige die wir haben, außer der beweisbar falschen behavioristischen Annahme, und der rein spekulativen des Gottesgeschenkes.
Das Bewußtsein entsteht also auf der Grundlage von Wahlmöglichkeiten, und hat damit immer das Problem des Zweifels. Da es zudem nie genug Informationen hat, um alle Aspekte eines Sachverhaltes eingehend zu beachten, ist der Glaube erstmal nichts weiter, als die notwendige Verkürzung der Tatsachen auf eine hinreichend richtige Vermutung. Wenn ich bei grün über eine Ampel gehe, dann im Glauben daran, daß das Auto, das von der Seite kommt, sich durch die rote Ampel aufhalten lassen wird. Würde ich solche Dinge nicht glauben, ich wäre ein Autist und unfähig, mich in der Welt zurechtzufinden.
Der Glaube ist also zweckmäßig. Der spiritistische Glaube entsteht aus der Beobachtung, das alles miteinander im Zusammenhang steht. Die Ökosysteme der Erde sind versteh- und greifbar, wenn man sie als Teile eines Organismus betrachtet. Der Wind, der Regen, die Sonne, die Wolken, Sommer und Winter, der Zyklus des Mondes, das alles wird begreifbar, wenn man es in einen Zusammenhang stellt, wenn man eine Geschichte daraus webt, innerhalb der die Phänomene Begriffe kriegen können. Das ist die Grundlage der spiritistischen Weltsicht. Die Frage, ob dabei der „Zusammenhang“ rein materiell, als Zusammenspiel verschiedener komplexer Systeme, oder als aus der Idee einer vierten Dimension geboren, verstanden wird, ist fast unerheblich, denn es wird kein Unterschied gemacht zwischen materialer Erscheinung und geistiger Idee. Das Eine ist der Ausdruck des Anderen, und beide zusammen ergeben die Welt. Das ist die natürliche Weltsicht des Menschen.
Wie dem auch sei, als 6000 BC die Schwarzmeersenke geflutet wurde, war dies der Beginn einer kontinuierlichen Geschichtsschreibung, die sich zunächst im mündlich überlieferten Sintflut- Topos zeigt, nach der die Reiche der Menschen beginnen, sich zu entfalten, eine Geschichte, die exemplarisch in der Bibel nacherzählt wird. Die konkrete Geschichtsschreibung allerdings beginnt ab ca 3000 BC mit den Königslisten der Ägypter. Die Pyramiden befinden sich am Schnittpunkt zwischen mythologischer und historischer Zeit, und das das kein Zufall ist, liegt auf der Hand. Egal, welche Bedeutung man den Pyramiden zuschreiben mag, und welche Einflüsse von höherschwingenden Dimensionen oder extraterristischen Influencern, wie man die Götter nennen könnte, man am Werke sieht oder auch nicht, der Bau der Pyramiden markiert den Anfangspunkt des historisch dokumentierten Weltgeschehens. Die Sphinx im Übrigen, das weiß man von den Erosionsformen, ist erheblich älter und geht wahrscheinlich auf die Zeit von Göbleki Tepe zurück. Davon aber erzählt keine historische Erzählung.
Die Historie, also die schriftliche Überlieferung der Geschicke der Menschen, beginnt im Übrigen mit der Auflistung von Besitztümern. In den Geschichten der Bibel ist Geld schon ein unhinterfragtes Zahlungsmittel. Die Geschichte des nun folgenden Kali Yuga ist also auch die Geschichte der Zeit, in der die Menschen mit folgenden Phänomenen zu tun haben: Staaten, Geld, Bürokratie, Krieg, Waffen, Religion.
Aber das ist eine neue Geschichte, die für sich erzählt werden muß.